Nach Ansicht von Berlins Stadtentwicklungssenatorin Kathrin Lompscher (Linke) könnte der geplante Mietendeckel bundesweit Schule machen.
Er betreffe nicht nur Berlin, sondern habe Bedeutung weit darüber hinaus, sagte die Senatorin gegenüber rbb24 Recherche. Lompscher weiter: „Es scheint sich die Erkenntnis so langsam durchzusetzen, dass hier gesellschaftliche Grundfragen verhandelt werden. Insofern haben wir auch eine große Verantwortung, das richtig zu machen.“
Anlass für die Äußerungen der Senatorin ist die ARD- Dokumentation „Erst die Miete, dann die Moral?“, in der die rbb24 Recherche Autoren Ute Barthel, Jana Göbel und Ansgar Hocke den ethischen Fragen des Wohnungsmarktes nachgehen.
Auf die Frage, wieviel Profit in der Wohnungswirtschaft moralisch vertretbar sei, antwortet die Senatorin: „Wenn jemand was investiert, dann darf er auch was verdienen. Wir wollen nicht, dass die Stadt vor sich hin bröckelt, weil keiner mehr Geld hat zu investieren. Man muss sogar verdienen, es muss bloß alles im Rahmen bleiben.“
Gegen den Vorwurf, Deutschlands Vermieter wollten nur abzocken, wehrt sich unterdessen Sun Jensch, Geschäftsführerin des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA). Es werde kaum noch differenziert, beklagt sie, obwohl 99% der Eigentümer ihren sozialen Verpflichtungen nachkämen und gute Vermieter seien. Die Lobbyistin, die 37.000 Unternehmen der Wohnungswirtschaft vertritt, nimmt ihre Klientel in Schutz: „Sie bauen neu, sie bauen klimagerecht, sie bauen sozialverträglich, das heißt: sie investieren in den Wohnungsbau und die Renditen liegen bei zwei bis sechs Prozent. Das ist nicht viel.“ Wirtschaftliches Handeln könne also sehr wohl auch mit moralischem Verhalten in Einklang stehen.
Der Film „Erst die Miete, dann die Moral?“ von Ute Barthel, Jana Göbel und Ansgar Hocke läuft am Montag, den 28.10.2019, 23:30 Uhr im Ersten.