Der nordrhein-westfälische Verfassungsschutz ist als erste Sicherheitsbehörde in Deutschland mit eigenen Kanälen zur Salafismus-Prävention auf der Videoplattform YouTube aktiv. Minister Herbert Reul stellte die beiden Kanäle am heutigen Donnerstag auf der Computer- und Videospielemesse Gamescom in Köln vor.
„Sie können auf diesem Portal Dinge sehen, die junge Menschen dazu bringen sollen, sich von unserer freiheitlichen, demokratischen Art zu leben abzuwenden. Dem müssen wir uns entgegen stellen. Deshalb entlarven wir die Propaganda der Salafisten mit den stärksten Waffen unserer freiheitlichen Demokratie: Witz, Humor und Fakten“, sagte Reul.
Die ersten Videos der Verfassungsschützer sind von heute an online. „Jihadi Fool“, so der Name des ersten Kanals, ist ein Sketch-Comedy-Format, das die Absurdität von Radikalisierung, Terrorismus und Islamismus satirisch thematisiert. „hinter.gründlich“ ist ein Wissensformat, das sich auf den Comedy-Kanal bezieht und salafistischer Propaganda Fakten entgegensetzt.
„Die 3.100 extremistischen Salafisten in Nordrhein-Westfalen haben sich nicht in Luft aufgelöst, nur weil das sogenannte Kalifat des ‚Islamischen Staates‘ zerschlagen ist, und die ‚Lies!‘-Stände aus den Innenstädten verschwunden sind. Sie sind weiterhin aktiv und benutzen dabei alle Kanäle, auf denen sie junge Menschen finden“, so der Minister.
„Ein Verfassungsschutz, der seinen Auftrag zur Prävention ernst nimmt, kann eigentlich nicht darauf verzichten, auf solchen Portalen aktiv zu sein“, sagte Reul, „wir müssen dahin gehen, wo unsere Zielgruppe ist.“ Mehr als 1,9 Milliarden Menschen sind bei YouTube angemeldet, Videos mit einer Gesamtdauer von über einer Milliarde Stunden werden jeden Tag dort angesehen. „Und leider geht es dabei nicht nur um Zoobesuche und lustige Missgeschicke, die irgendwelchen Hauskatzen passieren“, so der Minister.
Produziert werden die Formate des Verfassungsschutzes von der Produktionsfirma BlueLaserBoys, die viel Erfahrung im Bereich der YouTube- und Comedy-Szene hat. Einmal in der Woche soll das Comedy-Format online gehen, alle zwei Wochen das Wissensformat, zunächst ein Jahr lang. „Wir dürfen dieses Feld einfach nicht den Extremisten überlassen“, so Reul. Bereits zum dritten Mal ist der Verfassungsschutz deshalb auch mit einem eigenen Stand auf der Gamescom präsent, kommt hier mit den Spielern ins Gespräch, schärft deren Sinne für extremistische Inhalte, für Propaganda, und wirbt für die Demokratie. Mehr als 35 Millionen Menschen spielen regelmäßig am PC oder an der Konsole. „Wir brauchen diese Menschen. Nur gemeinsam können wir unsere Ziele erreichen. Denn – um im Bild zu bleiben – Demokratie ist ein Multi-Player-Game“, sagte der Minister.
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