Start Politik Ausland Menschenrechtsverletzungen in China Kommentar: Ilham Tohti hat den Friedensnobelpreis verdient

Menschenrechtsverletzungen in China
Kommentar: Ilham Tohti hat den Friedensnobelpreis verdient

"Auch angesichts seiner Verhaftung und Verurteilung hat er zu Frieden und Versöhnung aufgerufen. Man könnte Ilham Tohti geradezu für einen chinesischen Mahatma Gandhi oder Nelson Mandela halten." Ein Kommentar.

(Archivfoto: Private)
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Prof. Dr. Hans-Christian Günther

Der Republikaner Marco Antonio Rubio, Junior Senator für Florida, war von Anfang an der lautstarkste Vertreter der uigurischen Sache in den USA.

Er hat schon früher Sanktionen gegen die Beteiligten an den systematischen Verfolgungen der Uiguren in Xinjiang, vor allem den Parteisekretär der Provinz, Chen Quanguo, gefordert. 

Zuletzt hat er den uigurischen Dissidenten und früheren Professor für Wirtschaft Ilham Tohti, der inzwischen in China zu lebenslangen Gefängnis verurteilt wurde, für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Ilham Tohti hat als vielbeachtete Blogger lebenslang für Frieden und Verständigung zwischen Uiguren und Han-Chinesen geworben, bis seine Website geschlossen wurde.

Auch angesichts seiner Verhaftung und Verurteilung hat er zu Frieden und Versöhnung aufgerufen. Man könnte Ilham Tohti geradezu für einen chinesischen Mahatma Gandhi oder Nelson Mandela halten. Für sein gewaltloses Engagement wurde ihm bereits 2016 in Genf der Martin Ennals Award verliehen, und er würde für den Sacharowpreis nominiert. 2017 erhielt er den Menschenrechtspreis der Stadt Weimar. 

Für sein Engagement verdient Senator Rubio Anerkennung. Ein in der Türkei lebender uighurischen Intellektueller, Batur Karahanli, hat auf seinem Twitteraccount einen im ,Freedom’s Herald‘ (http://blog.freedomsherald.org/?p=1669) veröffentlichten bewegenden Dankbrief verfasst, der für alle die English verstehen, wert ist gelesen zu werden. 

Soweit man es Medienberichten entnehmen kann, war Senator Rubio der erste prominente Politiker in den USA, der sich unermüdlich für die uigurische Sache eingesetzt hat. Es dürfte ihm zu verdanken sein, dass sich inzwischen selbst der amerikanische Vizepräsident eingeschaltet hat.

Rubios Nominierung von Ilham Tohti für den Friedensnobelpreis ist ein wichtiger weiterer Schritt. Ilhan Tohti ist ein sehr ernstzunehmender Kandidat. 2010 hatte der Menschenrechtler und Schriftsteller Xiu Liaobao den Preis erhalten. Schon 1989 der Dalai Lama.

Bei allem gebührenden Respekt für Xiu Liaobao ist der Wissenschaftler Ilham Tohti gewiss die bedeutendste intellektuelle Persönlichkeit unter den Dreien. Sein unermüdlicher Einsatz für Freundschaft zwischen seinem hart unterdrückten Volk und den Han-Chinesen, seine klaren Worte, dass für die Unterdrückung der Uiguren nicht das chinesische Volk verantwortlich ist, seine Warnung vor ethnisch bedingtem Hass verdienen höchste Bewunderung.

Der Dalai Lama übrigens schreibt viele Bücher mit Wellnessratschlägen für europäische Buddhismusfans, wurde auch einmal im Time Magazine als eines der Kinder von Mahatma bezeichnet, doch, wer die Geschichte kennt (Stichwort CIA-Gelder) darf an der Integrität eines Mannes zweifeln, der George W. Bush als seinen Freund bezeichnet und eine gute Freundschaft mit dem notorischen verstorbenen Kärtner Landeshauptmann Jörg Haider pflegte und ihn bis heute zu rechtsradikalen Kreisen der Gegend pflegt (man hat ihm schließlich ein Tibetzentrum eingerichtet).

Ilham Tohti wäre, sollte er gewählt werden, eine der bedeutendsten Persönlichkeiten, die den Preis erhielten, er würde das eher angeschlagene Image des Nobelkomitees gewiss erhöhen. Ilham Tohti hat immer versucht, den wahren Interessen seines Landes zu dienen.

Hätte die chinesische Führung Verstand und würde im Interesse Chinas 5 nach 12 umkehren, wäre es das beste, Tohti zu entlassen und ihm die Aufgabe anzuvertrauen, dafür zu sorgen, dass es nach den monströsen Verbrechen des Staates noch einen Neuanfang Frieden und Versöhnung statt Blut und Hass in Xinjiang gibt.


Dieser Kommentar gibt die Meinung des Autors wieder und stellt nicht zwingenderweise den Standpunkt von nex24 dar.


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Prof. Dr. Hans-Christian Günther

Geb. am 28.4.1957 in Müllheim / Baden

Professor für klassische Philologie an der Albert-Ludwigs-Universität. Zahlreiche Publikationen und Gastprofessoren. Lange Aufenthalte in der VR China. Im Bereich der Altertumswissenschaft besonderer Schwerpunkt auf der politischen Dichtung der Augusteer und allgemein der Reflexion antiker Autoren auf ihre gesellschaftliche Stellung und Verantwortung

Seit 2004 Tätigkeit im Bereich des Dialogs der Religionen und Kulturen mit zahlreichen Veröffentlichungen.