Imola (nex) – Nach einem letzten Rennen im italienischen Imola wird der fünffache türkische Supersportweltmeister Kenan Sofuoglu am Sonntag seinen Rücktritt ankündigen.
„In der Türkei gab es viele Spekulationen darüber, ob ich nach meinen Verletzungen noch laufen kann, ob ich noch Motorrad fahren kann. Ich möchte den Menschen zeigen, dass ich noch fahren kann, dass es aber Zeit ist aufzuhören. Deshalb habe ich beschlossen aufzuhören – das war keine leichte Entscheidung“, sagte Sofuoglu in einem Gespräch mit dem Motorsportportal „Speedweek„.
„Der Präsident will, dass ich aufhöre“
„Nach diesem Wochenende habe ich einige weitere Treffen in der Türkei, speziell der Präsident der Türkei will nicht, dass ich weiterhin Rennen fahre“, so Sofuoglu der „Speedweek“. Sofuoglu habe Respekt vor dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Nach dem Sturz in Magny-Cours habe Erdogan innerhalb weniger Stunden einen Jet geschickt, um Sofuoglu in die Türkei zu bringen.
„Als mich der Präsident nach Phillip Island kontaktierte, sagte er mir, dass ich zwei Brüder verloren habe. Er wolle nicht in den Nachrichten hören, dass Kenan Sofuoglu in einem Rennen gestorben ist. Er sagte mir, dass ich meine Familie respektieren soll. Zuerst muss ich gesund werden, dann kann ich entscheiden was ich mache. In Imola werde ich bekanntgeben, ob ich gleich aufhöre oder bis zum Ende des Jahres fahre“, so Sofuoglu gegenüber „Speedweek“.
Pucetti bedauert Rücktritt
„Wir hatten die Möglichkeit, mit dem stärksten und professionellsten Fahrer der Supersport-WM zusammenzuarbeiten. Es war eine Ehre, ihn in unserer Mannschaft zu haben, er brachte unser Team voran und dafür möchten wir uns alle herzlich bedanken“, zitiert das Portal Teamchef Manuel Puccetti.
Rekordmeister Sofuoglu
Der 33-jährige Türke gehört zu den erfolgreichsten Motorradrennfahrern der Geschichte: Insgesamt 5 Mal holte das Ausnahmetalent den WM-Titel in der Supersport-Klasse. 2007 und 2010 wurde er mit Honda Weltmeister und in den Jahren 2012, 2015 und 2016 folgten WM-Titel mit Kawasaki. Ohne seine vielen Verletzungen hätte Sofuoglu vermutlich noch mehr WM-Titel gewonnen. 2017 wurde er trotz mehrfachen Knochenbrüchen Vizeweltmeister.
Im Januar 2017 brach sich Sofuoglu bei einem Training das rechte Handgelenk und musste drei mal operiert werden, um seine Hand wieder schmerzfrei bewegen zu können. Im September desselben Jahres stürzte der Türke bei einem Rennen in Frankreich und zog sich einen dreifachen Beckenbruch zu. Bei einem Rennen in Australien im Januar 2018 stürzte Sofuoglu ein weiteres Mal und brach sich erneut das Becken.
„Die von Sofuoglu in der Supersport-WM hinterlassenen Rekorde werden wahrscheinlich nie eingeholt“, so „Speedweek“.
„Von 125 Rennen gewann er 43 und stand in 85 Rennen auf dem Podium – eine unglaubliche Erfolgsquote! Sofuoglu startete in 100 Rennen aus der ersten Reihe, 34 Mal von der Pole-Position“, berichtet „Speedweek“ weiter. Von insgesamt 2110 gefahrenen Runden in seiner Karriere sei der Türke in 715 in Führung gewesen.
Sofuoglu führt laut „Speedweek“ fast alle Statistiken der Supersport-WM an:
Er fuhr die meisten Siege (43) ein und die meisten Hattricks (9), die meisten Podiumsplätze (85), die schnellsten Rennrunden (30) sowie die meisten Pole-Positions (34). Natürlich sammelte auch niemand mehr WM-Punkte als Sofuoglu (2049).