Ankara (nex) – Wie der Vizechef des Sekretariats für Verteidigungsindustrie der Türkei, Ismail Demir, nach dem Treffen des türkischen Präsidenten Recep Tayyp Erdogan mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin in Ankara mitteilte, sind die Lieferungen der russischen Flugabwehr-Raketensysteme S-400 an die Türkei auf den Juli 2019 und nicht wie zuvor angekündigt im Jahre 2020 vorverlegt worden.
„Die in der Vereinbarung genannte Lieferzeit für den Erwerb des Raketenabwehrsystems S-400 wurde auf den Juli 2019 vorgezogen“, so Demir Dienstagnacht auf Twitter.
„Wir werden alles Notwendige tun, um der Bitte der türkischen Seite nachzukommen“, zitiert das Nachrichtenportal „Sputnik“ den Chef der russischen Waffenexportbehörde „Rosoboronexport“, Alexander Michejew.
„Wir haben in unserem Treffen mit Präsident Erdogan beschlossen, die Lieferung der S-400-Systeme zu beschleunigen“, sagte auch Putin nach dem Treffen mit Erdogan und fügte hinzu, dass die türkische Seite um eine Beschleunigung der Lieferung gebeten habe.
Während die Türkei beim Aufbau eines adäquaten Langstrecken-Flugabwehr-
Der geplante Kauf des russischen Raketenabwehrsystems S-400 sei kein Grund „zur Sorge“, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan nach seiner Rückkehr von einer Staatsreise in die Golfstaaten im vergangenen Sommer.
„Warum sollte es besorgniserregend sein? Jedes Land muss für seine eigene Sicherheit bestimmte Maßnahmen ergreifen“, betonte Erdogan gegenüber Reportern am Flughafen Ankara Esenboga.
Einen Tag zuvor hatte US-General Joseph Dunford Medienberichte über den Kauf des S-400-Systems als „unwahr“ bezeichnet. „Das wäre besorgniserregend, falls sie das tun, das haben sie aber nicht getan“, so Dunford gegenüber Reportern.
Deal mit Chinesen geplatzt
Ein Deal über ein Langstrecken-Flugabwehr-
Enthüllungen hätten ergeben, dass es während der türkisch-chinesischen Verhandlungen vonseiten der USA zu Drohungen gekommen und aufgrund dieser dann der Deal schließlich geplatzt sei.
Berichten zufolge hätten US-Militärbehörden gleich nach der Unterzeichnung des Abkommens gegenüber der Türkei Druck ausgeübt, damit das chinesische Abwehrsystem nicht in das Luftnetz der NATO integriert würde. Letztendlich habe die Türkei dann nachgegeben und mitgeteilt, dass das chinesische Abwehrsystem nicht in das NATO-System integriert, sondern im nationalen Luftnetz verwendet würde.
Jedoch habe dieser Schritt den NATO-Partner nicht überzeugen können. Die USA habe daraufhin den Druck noch einmal erhöht und behauptet, dass das chinesische Unternehmen in Geldwäsche involviert sei. Daraufhin sei der Türkei mit der Einleitung internationaler Ermittlungen sowie der Auferlegung von Strafen gedroht worden, falls der Deal nicht gekündigt würde. Die Türkei habe dann anschließend ihre Zusammenarbeit mit dem chinesischen Unternehmen beendet.
Da auch andere NATO-Staaten der Türkei bei ihrem Wunsch zu einer Kooperation bei der Entwicklung eines Raketensystems nicht entgegenkamen, habe die Türkei beschlossen, ihr eigenes nationales System zu entwickeln und ihre Forschung auf diesem Gebiet zu intensivieren.
Aufgrund der steigenden Bedrohung durch Terrorangriffe aus Nordsyrien und Schwierigkeiten der NATO bei der Bereitstellung von Patriot-Raketen an der türkischen Grenze musste die Türkei ihren Bedarf allerdings in kürzester Zeit decken.
Das russische S-400-System ist mit einer Reichweite von 400 Kilometern gegen alle Typen von Flugzeugen über Drohnen bis zu Marschflugkörpern wirksam und könne Berichten zufolge auch taktische Raketen abfangen. Selbst Tarnkappenflugzeuge hätten keine Chance. Jedes System könne gleichzeitig 36 Ziele in bis zu 27 Kilometer Höhe mit insgesamt 72 Raketen beschießen. Das System ist mit vier Raketentypen kompatibel, die sich in Gewicht und Reichweite unterscheiden.