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Kommentar: Die Rückkehr des verlorenen Sohnes Deniz Yücel

Redliche und investigative Journalisten wie Julian Assange oder Edward Snowden erhalten in Deutschland kein Asyl, obwohl bei uns die Pressefreiheit und die Meinungsfreiheit als oberstes Gut angepriesen werden und wir es uns nicht nehmen lassen, mit einer politischen Arroganz und Selbstgerechtigkeit, andere Länder zu belehren. Ein Kommentar.

(Foto: AA)
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Die Rückkehr des verlorenen Sohnes Deniz Yücel

Gastbeitrag von M. Teyfik Özcan

Der am Freitag gut orchestrierte Medienhype um den Patrioten und Helden aus Flörsheim mutet bisweilen befremdlich an, wenn man bedenkt, welche gut überlegten Aussagen er über unsere deutschen Freunde und Bekannte in der Vergangenheit getätigt hat.

Seine persönliche Abneigung gegenüber Deutschland und die deutsche Bevölkerung sind sein Markenzeichen: „Etwas Besseres als Deutschland findet sich allemal“ oder „Der baldige Abgang der Deutschen aber ist Völkersterben von seiner schönsten Seite.“ Daher ist dieser nicht nachvollziehbare und medial zugespitzte Hype um Deniz Yücel in die Kategorie „Delirium und Ekstase“ einzuordnen. Eben PR von seiner schönsten Seite.

Meine letzte Erinnerung an so einen Hype war, als Deutschland im Jahre 2014 Fußball Weltmeister wurde und wir uns gefühlt tagelang in den Armen lagen. Damals waren wir alle verdient Weltmeister, im Vergleich dazu sind wir heute alle Weltmeister im „Heucheln.“

Seine öffentliche Aufforderung: „Waffen für Kurdistan! Denn diese Sache ist noch nicht vorbei“, hat in der Türkei so zu seiner Popularität beigetragen, dass die türkische Staatsanwaltschaft ihm die berühmte Gastfreundschaft der Türkei entgegengebracht hat.

Warum wird dieser Mann so gehypt?

Er hat nachweislich während seiner beruflichen Karriere seine Meinung je nach dem Arbeitgeber geändert. Eine gradlinige feste ideologische Überzeugung war ihm bisher fremd. Er schrieb für Blätter, die dem linken, linksliberalen Flügel angehörten und auch für Printmedien, die konservativ oder rechtsliberal ausgerichtet sind.

Redliche und investigative Journalisten wie Julian Assange oder Edward Snowden erhalten in Deutschland kein Asyl, obwohl bei uns die Pressefreiheit und die Meinungsfreiheit als oberstes Gut angepriesen werden und wir es uns nicht nehmen lassen, mit einer politischen Arroganz und Selbstgerechtigkeit, andere Länder zu belehren.

Der „Erfolg“ von Deniz Yücel hat einen Namen: Axel Springer Verlag.

Es war nicht das Verdienst von Deniz Yücel, dass er jetzt freigekommen ist. Vielmehr hat sein Arbeitgeber die Bundesregierung und insbesondere den deutschen Außenminister so stark unter Druck gesetzt, bis sich Berlin auf diesen Kuhhandel eingelassen hat. Dieser Deal, der als voller Erfolg an die Öffentlichkeit verkauft wird, könnte auch Sigmar Gabriel seinen Posten als Außenminister gerettet haben.

Soviel Liebe und Einfühlsamkeit hätte sich Murat Kurnaz, der viele Jahre unschuldig im Gefangenenlager Guantanamo in einer menschlich unwürdigen Art festgehalten wurde, auch gerne gewünscht.

Frei ist Deniz Yücel nur im körperlichen Sinne. Er wird wieder zukünftig als Befehlsempfänger oder wie tituliert gerne die Bild „als Kettenhund“ für den Axel Springer Verlag seine Türkei feindliche Inspiration zum Besten geben.

Welche Opfer die Bundesregierung jetzt als Gegenleistung erbringen wird, kann man nur mutmaßen. Ob die Auslieferung von Putschisten oder von Terroristen Bestandteil der politischen Übereinkunft sind, wird die Zukunft zeigen.

Fakt ist, dass ab sofort jegliches Entgegenkommen der Bundesregierung an die Türkei als Beweis für diese undurchsichtigen Absprachen herhalten muss und zukünftig von den deutschen Medien akribisch unter die Lupe genommen wird.

Falls dieser politische Feldzug jetzt den Weltfrieden gerettet hat, bleibt uns als Bürgern nichts anderes übrig als zu gratulieren.