Edmonton (nex) – Kanadische Regierungsvertreter äußerten ihr Entsetzen über den Fall einer Obdachlosen, die ins Gefängnis gesperrt wurde, nachdem sie vergewaltigt worden war. Das Schlimmste kommt aber noch: Das Opfer musste im selben Gefängnis wie ihr Peiniger bleiben.
Die indigene Frau, deren Name nicht bekannt gegeben wurde, sei 2014 in einem Apartment Edmonton, der Hauptstadt der Provinz Alberta, brutal attackiert worden.
Sie sei zur Polizei gegangen, wo man sie eingesperrt habe, weil sie die Fragen der Beamten nicht beantwortet habe. Die Polizisten hätten sie in Fußfesseln zur Aussage gezwungen.
Fünf Tage musste die Frau in einer Arrestzelle direkt neben der ihres Vergewaltigers verbringen und wurde anschließend im selben Fahrzeug wie er zum Gericht gefahren. Dies berichtet der US-amerikanische Nachrichtensender CBS News.
„Ich bin das Opfer, und sehen Sie mich an – ich habe Fesseln“, sagte sie 2015 vor Gericht in Alberta.
„Sie werden heute Nacht wieder in Untersuchungshaft gehen, sodass Sie morgen wieder hier sein können“, erwiderte Richter Raymond Bodnarek.
„Fesseln“, habe die 28-Jährige nach Aufzeichnungen des Gerichts gekontert. „Muss man nicht ein Verbrechen begangen haben, um ins Gefängnis zu gehen?“
Sie sei gemäß einem Gesetz, das die Inhaftierung eines Zeugen wegen Aussageverweigerung erlaubt, erneut ins Gefängnis gekommen, nachdem sie Schwierigkeiten gehabt habe, sich zu konzentrieren und am ersten Tag der Zeugenvernehmung eingeschlafen sei.
Die Frau, die dem Indianerstamm der Cree angehörte, sei Medienberichten zufolge Monate später in einer Schießerei ums Leben gekommen. Zwischen diesem Vorfall und der Vergewaltigung bestehe jedoch kein Zusammenhang.
Der Täter, Lance Blanchard, sei wegen Vergewaltigung und Entführung verurteilt worden.