Start Kultur "Vierte Gewalt" Maischberger: Vorwurf „Lügenpresse“ – Kann man Journalisten noch trauen?

"Vierte Gewalt"
Maischberger: Vorwurf „Lügenpresse“ – Kann man Journalisten noch trauen?

Sie kungeln mit den Mächtigen der Politik, lassen sich instrumentalisieren. Sie berichten nur, was in ihr Weltbild passt, verdrehen oder verschweigen Fakten: Die Vorwürfe gegen Journalisten werden lauter.

(Symbolfoto: pixa)
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„Maischberger“ am Mittwoch, 30. November 2016, um 21:45 Uhr nach dem Fernsehfilm „Die vierte Gewalt“ im Rahmen des Themenabends im Ersten

München (nex) – Sie kungeln mit den Mächtigen der Politik, lassen sich instrumentalisieren. Sie berichten nur, was in ihr Weltbild passt, verdrehen oder verschweigen Fakten: Die Vorwürfe gegen Journalisten werden lauter, befeuert durch Ereignisse wie der Silvesternacht von Köln oder falschen Prognosen bei der US-Wahl und dem Brexit. Immer häufiger wird aus sachlicher Kritik ungebremste Wut, die auf Demonstrationen und im Internet ausgelebt wird.

Die Gäste:

Ulrich Wickert (Journalist) Vera Lengsfeld (ehem. Bürgerrechtlerin und CDU-Bundestagsabgeordnete) Sascha Lobo (Blogger und Social-Media-Experte) Joachim Radke (Angestellter und Pegida-Demonstrant)

Ulrich Wickert

„Die deutsche Medienlandschaft ist eine der besten auf der Welt“, sagt der langjährige „Tagesthemen“-Moderator. „Der Vorwurf der Lügenpresse, der von populistischen Bewegungen wie Pegida oder AfD erhoben wird“, spiegele nicht das Grundvertrauen der Bevölkerung in die Berichterstattung wider, glaubt Ulrich Wickert. Der Bestsellerautor kritisiert Hass- und Gewalt-Attacken gegen Journalisten und unterstellt der Polizei Versagen beim Schutz der Presse.

Vera Lengsfeld

Die Publizistin und frühere Bundestagsabgeordnete beklagt die Arroganz der Medien in Deutschland: „Da muss man sich nicht über den Vorwurf der ‚Lügenpresse‘ wundern.“ Vielen Journalisten fehle eine kritische Distanz. „Stattdessen sehen sie sich als Volkserzieher“, sagt Vera Lengsfeld, die begrüßt, dass „das Internet das Informationsmonopol der Herrschenden“ gebrochen habe.

Sascha Lobo

„Wer ‚Lügenpresse‘ sagt, meint eigentlich: ‚Die Medien sind nicht bereit, meine extremistische und kompromisslose Welthaltung abzubilden'“, glaubt der „Spiegel-Online“-Kolumnist. Trump- oder AfD-Wähler interpretierten Widerspruch zu ihren Meinungen als gefühltes Verbot. Die Kritik, dass über Flüchtlinge einseitig berichtet wurde, teilt Sascha Lobo nicht: „Die öffentlich-rechtlichen Medien wollen tatsächlich ein Wertebild transportieren und Menschenfeindlichkeit ist keine Meinung.“

Joachim Radke

„,Lügenpresse‘ – auch ich habe das schon auf Demonstrationen gerufen“, sagt der 55-jährige. Denn seit drei Jahren habe er den Eindruck, die Berichterstattung der Medien wirke gesteuert. Besonders kritisch sieht das AfD-Mitglied den Umgang der Presse mit seiner Partei und den Pegida-Demonstranten: „Diese Bürger gehen friedlich und mit demokratischen Absichten auf die Straße und werden als rechtsextrem diskreditiert und diffamiert. Ich erwarte von Medien eine neutrale und wertungsfreie Berichterstattung“, so der Berliner Busfahrer.