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Türkei nach dem Putschversuch
Dutzende türkische Diplomaten beantragen Asyl in Deutschland

Nach Angaben örtlicher Behörden am gestrigen Freitag haben Dutzende türkische Diplomaten, Militäroffiziere und ihre Familien Asyl in Deutschland beantragt.

(Archivfoto: AA)
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Dortmund (nex)- Nach Angaben örtlicher Behörden am gestrigen Freitag haben Dutzende türkische Diplomaten, Militäroffiziere und ihre Familien Asyl in Deutschland beantragt. Das Bundesinnenministerium teilte mit, dass 35 Türken mit Diplomatenpässen offiziell um Asyl ersucht hätten.

Die Antwort auf die parlamentarische Anfrage des Grünen-Abgeordneten Özcan Mutlu enthält keine Details über die Identität und Stellung der Personen sowie den Bearbeitungsstand der Asylanträge. Die Türkei hatte Diplomaten und Militärpersonal nach dem Putschversuch wegen des Verdachts auf eine Verbindung zum Gülen-Netzwerk FETÖ, das beschuldigt wird, den Putschversuch durchgeführt zu haben, abberufen.

Der türkische Militärattaché in Berlin Ayhan Dagli sowie viele andere, die der Teilnahme am Staatsstreich verdächtigt werden, haben in europäischen Ländern Asyl beantragt. Zudem erklärte die Regierung, dass etwaige Auslieferungsersuchen der Türkei von den deutschen Oberlandesgerichten auf der Grundlage des Europäischen Auslieferungsabkommens entschieden werden würden.

Das Bundesinnenministerium teilte weiter mit, dass Auslieferungsersuchen der Türkei von den Oberlandesgerichten von Fall zu Fall untersucht würden. Deutschland mit seinen etwa drei Millionen türkischstämmigen Einwohnern ist eines der Länder, in dem das vom in den USA lebenden Prediger Fetullah Gülen geführte FETÖ ein großes Netzwerk mit Dutzenden Privatschulen, Geschäften und Medienorganisationen betreibt.

Mehrere wichtige Persönlichkeiten des FETÖ aus der Türkei, unter ihnen auch Staatsanwälte und Journalisten, sind vermutlich nach Deutschland geflohen. Im vergangenen Monat hatte die Türkei offiziell deutsche Behörden aufgefordert, zwei hochrangige Staatsanwälte, Zekeriya Öz und Celal Kara, ausfindig zu machen, festzunehmen und an die Türkei auszuliefern. Sie werden der Beteiligung an dem vereitelten Putschversuch verdächtigt.

Des Weiteren spielten Öz und Kara nach Angaben der türkischen Behörden in einer Korruptionsaffäre im Jahr 2013 eine Schlüsselrolle, von der hochrangige Politiker betroffen waren. Später wurden sie der Fälschung von Beweisen als Teil des Staatsstreichs beschuldigt. In Deutschland ist das FETÖ nicht verboten, da nach Angaben der Behörden zu einem solchen Schritt die erforderlichen Beweise fehlten.

Das FETÖ konzentriert sich in Deutschland auf den sogenannten interreligiösen Dialog mit der Botschaft eines gemäßigten Islams, worin viele jedoch einen Versuch, das Vertrauen der Medien und politischen Institutionen zu gewinnen, sehen.


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