Start Politik Ausland EU-Beitrittsprozess „Türken glauben nicht mehr an die EU“

EU-Beitrittsprozess
„Türken glauben nicht mehr an die EU“

Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu erklärte am Dienstag in Slowenien, dass das Interesse der türkischen Bevölkerung an einem EU-Beitritt erlahmt ist. Nur mit einer positiven Botschaft und einer ausgewogeneren Herangehensweise der EU selbst kann dem Trend entgegengewirkt werden.

(Foto: nex)
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Çavuşoğlu in Laibach: „Türken haben Vertrauen in die EU verloren“

Laibach (nex) – Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu hat am Dienstag in der slowenischen Hauptstadt Laibach deutlich gemacht, dass es an der EU liege, in der türkischen Bevölkerung den verlorengegangenen Enthusiasmus für den Beitrittsprozess wiederzubeleben.

„Ich sollte offen reden: Leider glauben die Türken nicht mehr an die EU. Es mangelt an Vertrauen“, äußerte der Minister auf einem Staatsbesuch gegenüber Journalisten. Sowohl verfehlte Politik vonseiten der EU als auch fehlende Unterstützung der Türkei im Zusammenhang mit dem Putschversuch vom 15. Juli hätten innerhalb der türkischen Bevölkerung massive Zweifel an der EU genährt.

„Die Unterstützung des türkischen Volkes für eine EU-Mitgliedschaft ist insbesondere seit dem Putschversuch vom 15. Juli zurückgegangen. Wir wollen das nun ausbalancieren“, erklärte Çavuşoğlu. Der Minister rief die EU dazu auf, „positive Botschaften“ und „ausgewogenere und empathischere Herangehensweisen“ zu entwickeln, um die Türken davon zu überzeugen, dass ein EU-Beitritt, wie ihn die Türkei seit 1987 anstrebt, tatsächlich Nutzen für das Land bringe.

Çavuşoğlu kritisierte auch den schleppenden Prozess zur Schaffung der Visafreiheit für türkische Staatsangehörige, die Ankara von Brüssel im November des Vorjahres im Wege des bilateralen Flüchtlingsdeals in Aussicht gestellt worden war. „Die Türkei hat alle erforderlichen Voraussetzungen erfüllt und unsere Bürger verdienen jetzt diese Visaliberalisierung“, erklärte der Minister.

„Jedenfalls reflektiert der Deal nicht die Realitäten der heutigen Zeit.“