Kopenhagen (nex) – Die Stadtgemeinde im dänischen Randers wird künftig mit Argusaugen über die Ernährung von Kindern an kommunalen Kindertagesstätten wachen. Anders als beispielsweise bei den Schwerpunktprogrammen für US-amerikanische Schulen, denen First Lady Michelle Obama Pate steht und bei denen es hauptsächlich um ausreichend Obst und Gemüse für die Kinder geht, ist in Randers das Hauptaugenmerk ein anderes.
Hier soll künftig Schweinefleisch zwingend mit auf den Teller. Der Antrag, der im Stadtrat von der rechten Dänischen Volkspartei (DF) eingebracht wurde, fand mit den Stimmen der im Bund regierenden Partei Venstre eine Mehrheit.
Die Initiative, so wird beteuert, richte sich „nicht gegen Muslime“, sondern sei zur „Rettung der dänischen Esskultur“ gedacht. Um diesem Anliegen Genüge zu tun, sind offenbar auch Gemeinderäte der als liberal firmierenden Venstre bereit, den Kindern über die Köpfe der Einrichtungsleitungen und Elternräte hinweg ein Angebot zu machen, das sie nicht ausschlagen können. Bei der Leiterin der kommunalen Kindertagesstätte in Randers, Bente Gråkjær, erntete der Vorschlag hingegen Kopfschütteln. Sie erklärte gegenüber den Medien:
„Es gibt keinen Grund, hier unnötige Probleme zu schaffen. Die Kinder bekommen dänisches Obst und Gemüse. Darüber hinaus ist dänisches Vollkornbrot ein wesentlicher Bestandteil der Ernährung. Es muss nicht unbedingt Schweinefleisch sein, um dänisch zu sein.“
Neben Muslimen lehnen auch Juden den Verzehr von Schweinefleisch aus religiösen Gründen ab. Daneben gibt es auch eine Reihe gesundheitsbewusster Familien, die Schweinefleisch durch leichtere Alternativen wie Geflügel oder Fisch ersetzen oder sich zur Gänze vegetarisch oder vegan ernähren wollen.
Dass es auch mit solchen Entwicklungen zu tun haben könnte, wenn, wie es die Rechten beklagen, in immer mehr Kindergärten und Schulen das Schweinefleisch von der Karte verschwindet, ficht die Befürworter der paternalistischen Maßnahme nicht an. Das Beispiel von Randers soll nun auch in anderen dänischen Kommunen Schule machen. Die DF hat angekündigt, in weiteren Städten ähnliche Initiativen zu starten.