Istanbul (nex) – Im Dezember soll der Film „Ertuğrul 1890“ in die Kinos kommen – eine dramatische Erzählung über eine türkisch-japanische Freundschaft. Der Regisseur des Films, Mitsutoshi Tanaka, erklärte am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur Anadolu, dass die Idee zum Film von einem Originalbrief eines osmanischen Diplomaten herrührt, den Tanaka vor zehn Jahren von einem Freund erhalten habe. Gegenstand des Projekts soll ein osmanisches Schiffsunglück sein, das sich 1890 in Japan ereignet habe. Tanaka erklärte, er habe über Jahre hinweg an diesem Projekt gearbeitet. Der Film erzählt die Geschichte der Rettung von 69 Seeleuten der Fregatte „Ertuğrul“, die auf dem Rückweg von einer Besuchsreise nach Japan vor einer Insel nahe der Stadt Kushimoto versank.
Damals kamen mehr als 580 Seeleute ums Leben, als die Fregatte vor der Küste der Präfektur Wakayama von einem Taifun erfasst wurde, an einen Felsen geschleudert wurde und sank. Die Geschichte hatte jedoch noch ein sehr spätes Nachspiel, die in dem Film ebenfalls erzählt wird. Dieses ereignete sich 95 Jahre später, als ein Schiff der türkischen Regierung während des Golfkrieges zwischen dem Iran und dem Irak auf Befehl des türkischen Präsidenten Turgut Özal 215 japanische Staatsangehörige aus der iranischen Hauptstadt Teheran rettete. Tanaka erklärte, er habe im Zuge der Umsetzung des Projekts mehrfach die Türkei besucht und in Kushimoto anlässlich des 120. Jahrestages des Fregattenunglücks mit zahlreichen Bewohnern der Stadt gesprochen.
„Die Dorfbewohner versammelten sich zur Gedenkfeier; auf der Bühne begannen zwei der 750 anwesenden Menschen zu weinen“, schilderte der Regisseur. „Sie haben erzählt, wie die Türken sie aus Teheran gerettet hatten und erzählt: ‚Hättet Ihr nicht vor 120 Jahren hier türkische Soldaten gerettet, wären wir in Teheran gestorben.‘“ Dieser Moment, so der japanische Regisseur, „war wie ein Film und die Bewohner von Kushimoto wollten es am allermeisten, dass er gedreht wird.“ Tanaka schilderte, japanische Frauen hätten während der Dreharbeiten türkische Speisen für die türkischen Schauspieler zubereitet. Einwohner von Kushimoto hätten sich als Freiwillige an den Dreharbeiten beteiligt und 200 Dorfbewohner wirkten an der Inszenierung der Rettung von 69 Seeleuten mit. „Als sie sich von den Seeleuten verabschiedeten, winkten die Bewohner mit der einen Hand und wischten sich mit der anderen ihre Tränen ab“, erklärte Tanaka. „Dies alles geschah, obwohl es nicht Drehbuch stand – es war, als durchlebten die Menschen dieses Ereignis tatsächlich noch mal.“
Die Szenen rund um die Rettung der japanischen Bürger wurden in Istanbul gedreht. Insgesamt waren 650 Türken an dem Film beteiligt. „Während des Drehens bemerkte ich eine Frau, die weinte“, schilderte der Regisseur mit Blick auf die Reaktionen des Publikums. „Sie sagte: ‚Als ich in der Grundschule war, haben wir die Geschichte der Fregatte Ertuğrul gehört, deshalb weine ich‘. Es war die pure Zuneigung zweier Gesellschaften zueinander. Türken und Japaner weinten beide, ohne sich des jeweils anderen bewusst zu sein.“ Tanaka betonte, der Film würde die Freundschaft zwischen den beiden Nationen wiedererstarken lassen, und erklärte: „Ich möchte, dass künftige Generationen über diese Freundschaft Bescheid wissen; ich gab mein Bestes, um einen Film zu schaffen, der Türken und Japaner gleichermaßen berühren würde.“ Die Dreharbeiten begannen im Dezember 2014. Die Produktion wurde vom türkischen Ministerium für Kultur und Tourismus und den Ertuğrul-Filmpartnern in Japan gefördert.“
Filmkritik: Baskın – Karabasan