Rom (dts) – Gegen Papst Franziskus formiert sich wenige Wochen vor der Familiensynode heftiger Widerstand in der römischen Kurie. Wie die „Zeit“-Beilage „Christ&Welt“ in ihrer Online-Ausgabe berichtet, werfen hochrangige vatikanische Geistliche dem Papst in einem Dossier vor, er habe mit seiner Neuregelung der Ehe-Annullierung eine „katholische Scheidung“ eingeführt. Zudem kritisieren sie, dass er an wichtigen Gremien vorbei agiert habe.
Das Dossier ist in deutscher Sprache verfasst und kursiert im Staatssekretariat und der Glaubenskongregation. In dem mehrseitigen Papier wird das Gesetz zur Erleichterung der Ehenichtigkeits-Prozesse juristisch in seine Einzelteile zerpflückt. Die Hauptvorwürfe lauten, der Papst habe die bei einer für die Kirche derart essentiellen Materie zuständigen Gremien umgangen und de facto die „katholische Scheidung“ ermöglicht. Von einer „bedenklichen Entwicklung“ ist in dem Schreiben die Rede, das geregelte Verfahren der Gesetzgebung in der Universalkirche sei „ausgehebelt“ worden. Die meisten Sicherungen im Eheprozess seien wissentlich „ausgeschaltet“ worden. Franziskus hatte gestern in einem päpstlichen Erlass das Verfahren der Ehe-Annullierung wesentlich vereinfacht. Mit einer Annullierung wird eine Ehe nicht aufgelöst, sondern für ungültig erklärt. Nach Ansicht seiner Kritiker hat der Papst jedoch die Unauflöslichkeit der Ehe in Frage gestellt.