Flüchtlinge: Welle der Solidarität von Moskau bis Caracas
Caracas (nex) – Während in den meisten Ländern Europas stetig nach neuen Wegen gesucht wird, um Flüchtlinge aus dem syrischen Bürgerkriegsgebiet an der Einreise zu hindern, und dabei nicht selten sogar offen von gewählten Politikern zum Ausdruck gebracht wird, dass man eine Einwanderung von Menschen bestimmter Hautfarbe oder religiöser Zugehörigkeit nicht wünsche, haben unter dem Eindruck der jüngsten Flüchtlingstragödien Staaten aus aller Welt angeboten, Menschen aus dem Kriegsgebiet Zuflucht zu gewähren.
Das Bild des im Mittelmeer ertrunkenen und an der Küste von Bodrum angeschwemmten dreijährigen Ailan Kurdi, das um die Welt gegangen war, hatte heftige Kritik geweckt, die reichen Länder im Allgemeinen und Europa im Besonderen würden zu wenig unternehmen, um Menschen, die Zuflucht suchen, zu helfen.
Der Präsident von Venezuela, Nicolas Maduro, erklärte nun, sein Land sei bereit, 20 000 syrische Flüchtlinge aufzunehmen. Dies äußerte Maduro während eines Treffens seines Ministerrates im Regierungspalast. Er sagte: „Ich wünsche mir, dass 20 000 Syrer, syrische Familien, nach Venezuela kommen und wir in Frieden dieses Land mit ihnen teilen.“
Bislang haben bereits die südamerikanischen Länder Brasilien, Argentinien, Uruguay und Kolumbien Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsgebiet aufgenommen, auch die Regierung von Chile hat am Dienstag erklärt, man wolle geflüchteten syrischen Familien Zuflucht gewähren. „Um der schweren humanitären Krise, die Tausende syrischer Staatsbürger betrifft, hat die chilenische Regierung […] damit begonnen, die erforderlichen Vorarbeiten zu leisten, damit syrische Familien so schnell als möglich Schutz finden können“, so das Außenministerium in einer Erklärung. Man wolle den Visavergabeprozess in diesem Sinne beschleunigen.
Auch die Russische Föderation, die seit Beginn des Bürgerkrieges in der Ostukraine mehr als eine Million Flüchtlinge aus dem Donbass aufgenommen hatte, möchte eine größere Anzahl an syrischen Flüchtlingen aufnehmen, erklärte der Kinderrechtsanwalt im Präsidentenamt, Pavel Astakhow. „Unser Territorium, unsere Kultur und unsere Geschichte, ja selbst unsere soziale Situation ermöglicht es uns, diese Aufgabe zu bewältigen“, erklärte der Ombudsmann gegenüber dem Radiosender RSN. Mit Blick auf die bisher aufgenommene Zahl an Waisenkindern aus dem Donbass erklärte er: „Wir waren bereit, sie alle aufzunehmen, wir haben die Ressourcen und das Potenzial dafür.“
Es sei jedoch wichtig, so Astakhow, dass die Flüchtlinge in Russland nicht dauerhaft von Sozialprogrammen abhängig blieben, sondern selbst ihre Geschicke gestalten. „Heute haben wir es mit einer unterschiedlichen Kategorie von Flüchtlingen zu tun“, so Astakhow. „Sie sind nicht verzweifelt, ausgehungert, arm oder arbeitslos gewesen. Die meisten von ihnen sind Menschen mit durchschnittlichem Einkommen, die einfach nur den Frieden suchen. Sie brauchen Arbeitsgelegenheiten, Bildungseinrichtungen und europäische Regierungen sollten sich darum kümmern. Auch wir könnten Programme dieser Art durchführen oder helfen, wenn es diesbezüglich Bedarf gibt.“
Selbst die australische Regierung, die zuletzt durch eine besonders restriktive Einwanderungspolitik aufgefallen war, möchte nun nach Angaben des Regierungschefs Tony Abbott 12 000 weitere Flüchtlinge aus Syrien aufnehmen.
Seit 2011 der Bürgerkrieg in Syrien ausbrach, haben mehr als vier Millionen Syrer als Flüchtlinge das Land verlassen. Den Vereinten Nationen zufolge handelt es sich dabei um die größte Flüchtlingskrise seit fast 25 Jahren.