Rechtsextremismus Dortmunder „Stadtschutz“: Nazis patroullieren seit einem Jahr in Bussen und Bahnen
Mitglieder der rechtsextremistischen Splitterpartei „Die Rechte“ patroullieren seit etwa einem Jahr als „Stadtschutz“ in gelben T-Shirts die Busse und Bahnen der Stadt Dortmund und gehen dort nach eigenen Angaben auf „Verbrecherjagd“.
Neonazis als „Scharia-Polizei“ in Dortmunder Öffis
Annette Klimek
Dortmund (nex) – Als vor einigen Monaten eine Handvoll Salafisten sich selbst dabei gefilmt hatte, wie sie zu nächtlicher Stunde durch die Fußgängerzone von Wuppertal spazierte und einige Jugendliche in ihre Moschee einlud, hielt es selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel für erforderlich, sich öffentlich über die Gruppe zu äußern, die sich in provokatorischer Absicht als „Scharia-Polizei“ bezeichnete.
Ungleich mehr an Gleichmut in Politik und Medien rief hingegen eine andere Form von „Scharia-Polizei“ hervor, die – schenkt man der Darstellung in den „Ruhrnachrichten“ Glauben – bald ihr einjähriges Bestandsjubiläum feiern wird.
Die Scharia (zu Deutsch „der gebahnte Weg“), der diese selbsternannten Ordnungshüter zum Durchbuch verhelfen wollen, ist indessen eine ähnlich zweifelhafte wie jene der Salafisten: Konkret sind es Mitglieder der rechtsextremistischen Splitterpartei „Die Rechte“, die seit etwa einem Jahr als „Stadtschutz“ die Busse und Bahnen der Stadt Dortmund in gelben T-Shirts frequentiert und dort nach eigenen Angaben auf „Verbrecherjagd“ gehen.
Die Dortmunder Stadtwerke erklärten zwar mehrfach, Umtriebe dieser Art nicht dulden zu wollen, aber immer wieder gelingt es den Rechtsextremisten, als „Helfer“ öffentliche Verkehrsmittel aufzusuchen und dabei Propagandafotos anzufertigen, die umgehend in sozialen Medien landen. Aufrufe der Stadtwerke an die Nutzer, Vorfälle dieser Art zu melden, verfehlen oft ihre Wirkung, schreiben die Ruhr-Nachrichten. Die gelben T-Shirts, die von den Neonazis getragen werden, werden nicht sofort in einen problematischen Kontext gestellt, weil die spontane Assoziation, die diese Farbe in Dortmund hervorruft, mit Blick auf die Vereinsfarben des BVB erst mal eine positive ist.
Nun sollen Fahrausweisprüfer, externe Sicherheitskräfte und Fahrdienstmitarbeiter sensibilisiert werden, um Provokationen dieser Art künftig unterbinden zu können. Der Polizeipräsident, der eine Verbotsverfügung gegen die Bande anstrebte – er sah in den T-Shirts eine Uniformierung – war damit vor Gericht gescheitert. Nun will man gegen die Protagonisten des „Stadtschutzes“ – der zweifellos auf das Kürzel „SS“ anspielen soll – wegen des Verdachts auf Amtsanmaßung vorgehen.