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Ukraine-Konflikt: Kosovo und Bosnien fordern NATO-Beitritt

Der Einfluss Russlands in Serbien ist nicht kleiner geworden, sondern hat über die Jahre sogar noch zugenommen", so die Präsidentin des Kosovo, Vjosa Osmani.

Präsidentin der Republik Kosovo Vjosa Osmani mit dem US-Botschafter Pillipp S. Kosnett, Oktober 2020 (Screenshot/Twitter)
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Brüssel – Angesichts des wachsenden Einflusses Russlands auf dem westlichen Balkan und des Krieges in der Ukraine haben die Staats- und Regierungschefs des Kosovo und Bosniens und Herzegowinas erklärt, dass ein NATO-Beitritt zur Wahrung der regionalen Sicherheit beitragen würde.

Im vergangenen Monat warnte der russische Botschafter in Sarajevo Bosnien-Herzegowina bereits indirekt vor einem Beitritt in die NATO. In einem Gespräch mit dem Fernsehsender FTV in Bosnien und Herzegowina sagte Igor Kalabuchow, Bosnien und Herzegowina habe das Recht zu entscheiden, ob es der NATO beitreten wolle, warnte jedoch, Moskau behalte sich das Recht vor, im Einklang mit seinen Interessen zu reagieren.

„Wenn (Bosnien und Herzegowina) beschließt, einem Bündnis beizutreten, ist das eine interne Angelegenheit. Unsere Antwort ist eine andere Sache. Das Beispiel der Ukraine zeigt, was wir erwarten. Sollte es eine Bedrohung geben, werden wir darauf reagieren“, so der russische Botschafter.

Für Bosnien und den Kosovo, die in den 1990er Jahren unter der Regierung des damaligen serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic durch serbische Streitkräfte zahlreichen Massakern zum Opfer wurden, ist es ein strategisches Ziel, der von den USA geführten transatlantischen Militärallianz beizutreten. Die beiden Staaten sind die letzten Nicht-NATO-Mitglieder in der Region, abgesehen von Serbien, das die NATO als seinen „Feind“ betrachtet.

Für die Präsidentin des Kosovo, Vjosa Osmani, zeige die Warnung des russischen Botschafters, „dass Russland ein zerstörerisches Interesse an unserer Region hat“.

„Wir sprechen bereits mit den [NATO-]Mitgliedern, um sicherzustellen, dass jeder versteht, dass die Mitgliedschaft unverzichtbar wird, insbesondere angesichts der Ereignisse in der Ukraine“, erklärte Osmani gegenüber Al Jazeera und betonte den politischen Dialog.

„Sie haben vor allem ein Interesse daran, den Kosovo, Bosnien und Herzegowina und in gewissem Maße auch [das NATO-Mitglied] Montenegro anzugreifen“, so Osmani weiter.

Bosnien nehme derzeit am Membership Action Plan (MAP) teil, der laut dem bosnischen Verteidigungsminister Sifet Podzic „der letzte Schritt vor dem Beitritt zur [NATO]“ ist.

Podzic hoffe, dass sich nach dem Ende des Ukraine-Krieges die geopolitischen Beziehungen ändern und die Bedeutung der regionalen Sicherheit zunehmen werde, was möglicherweise zu einer schnelleren NATO-Mitgliedschaft Bosniens führen könnte.

Gegenüber Al Jazeera  sagte Podzic:

„Aber wenn wir warten, bis wir alle Kriterien erfüllen, wird es leider eine Weile dauern [bis zum Beitritt], weil wir nicht in Sicherheitsbehörden und in militärische Kapazitäten investieren. Wir werden viel Zeit brauchen, um unsere Armee zu modernisieren und moderne Waffen zu kaufen“.

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