Ankara – Das sich im Bau befindende Atomkraftwerk Akkuyu werde nach der Inbetriebnahme zehn Prozent des türkischen Energiebedarfs decken, erklärte Recep Tayyip Erdogan in seiner Rede während der Fraktionssitzung der regierenden AKP am Mittwoch. Der wichtigste strategische Aspekt dieses Projekts sei die Diversifizierung der Energieressourcen, betonte der türkische Staatschef. Mangels eigener Energiereserven muss die Türkei einen Großteil des Bedarfs importieren. Das Land ist eines der größten Abnehmer für russisches Erdgas.
Die Türkei habe im vergangenen Jahr 63 Prozent des verbrauchten Stroms aus einheimischen Ressourcen gewonnen, so Erdogan. „Wir stehen an 13. Stelle in der Welt und an sechster Stelle in Europa, was erneuerbare Energien angeht.“ Die Stromgewinnung durch erneuerbare Energieressourcen sei in den letzten 18 Jahren von etwa 12.000 MW auf 50.000 MW gestiegen.
„Russisch-türkische Partnerschaft“
Der russische Staatschef Wladimir Putin lobte bei der Grundsteinlegung des dritten Reaktors des Akkuyu-Atomkraftwerks am Mittwoch die Zusammenarbeit zwischen der Türkei und Russland. Putin bezeichnete das AKW am Mittwoch als Ausdruck einer „Freundschaft“ zwischen Moskau und Ankara. Das Projekt werde „die russisch-türkische Partnerschaft in all ihren Facetten“ fördern, so Putin weiter. Es könne die „Freundschaft und das gegenseitige Verständnis zwischen unseren Ländern“ stärken. Erdogan und Putin waren per Video zugeschaltet.
In der Akkuyu bei Mersin gab es bereits 1968 erste Pläne für ein Kernkraftwerk, die aber eingestellt wurden. Ab 2006 lebten die Pläne unter der damaligen Erdogan-Regierung wieder auf. Wie 2010 in einem türkisch-russischen Abkommen vereinbart, soll das Kraftwerk vom russischen Unternehmen Rosatom errichtet und zunächst auch betrieben werden. Später soll das Akkuyu-Kraftwerk in den Besitz türkischer Unternehmen übergehen. Die Baukosten werden mit 20 Milliarden US-Dollar angegeben.
Wie die russische Nachrichtenagentur TASS beichtet, war Rosatom-Chef Alexej Lichatschow am Mittwoch bei der Grundsteinlegung anwesend. Es handele sich bei dem Projekt um die „größte Nuklearbaustelle der Welt“. „Das Projekt ist wirklich einzigartig. Im Moment ist das Atomkraftwerk Akkuyu die größte nukleare Baustelle auf dem Planeten. Ab heute werden hier drei Kraftwerksblöcke gleichzeitig vollständig gebaut“, zitiert TASS Lichatschow.
„Mehr als hundert türkische Studenten werden jetzt in Russland ausgebildet, die später im KKW Akkuyu eingesetzt werden“, betonte Putin.
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