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Der Prophet Muhammed: Ein Kämpfer für Frauenrechte

"Während andere religiöse Führer seltsam schweigsam über die Unterdrückung der Frauen zu sein schienen, hob Muhammed den Status der Frauen als eine Angelegenheit der religiösen Überzeugung und der staatlichen Politik dramatisch an. Muhammad war mit Abstand der radikalste und ermächtigendste in seiner Behandlung von Frauen. Wahrscheinlich war er der erste Feminist der Geschichte". Jim Garrison, Huffpost.

(Symbolfoto: pixa)
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Von Benjamin Idriz

Wie kein anderer Mensch genießt der Prophet Muhammed eine herausragende Autorität bei Muslimen, sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Bei ihm finden die gläubigen Männer und Frauen ≫ein gutes Beispiel≪, so der Koran (33:21).

Als Ehepartner war er charmant und liebevoll, ein Gentleman sozusagen, der seine Liebe zu seiner Gattin in der Öffentlichkeit nicht verbarg. Zuhause half er bei der Hausarbeit und in der Küche. Mit aller Härte ging er gegen frauenfeindliches Verhalten in seiner Gesellschaft vor. Sein liebevolles Vorgehen und sein Verständnis für die Bedürfnisse und Erwartungen der Frauen bewogen viele Männer dazu, ihr zuvor grobes Verhalten zu überdenken und zu andern. (siehe: Muhammed war der erste Feminist der Geschichte, Jim Garrison, Anm. Red.)

Immer wieder haben Frauen bei Konflikten mit ihren Männern auf das Beispiel des Propheten verwiesen und somit ihre Männer zum Umdenken veranlasst. Ahmad ibn Abdallah at-Tabari (gest. 1295) verfasste ein umfangreiches Werk Uber die Frauen des Propheten. Darin beschreiben die Frauen Muhammed als einen Ehemann, der ≫sanft, romantisch und unkompliziert≪ mit ihnen umging. In einer Zeit und Gesellschaft, in der Frauen nicht geachtet waren, setzte der Prophet den Befehl Gottes im Koran ≫Geht mit euren Frauen auf gefällige Weise um!≪ (4:19) beispielhaft in der eigenen Familie um.

Ein enger Freund des Propheten, `Umar ibn al-Khattab (gest. 644), der spätere zweite Kalif, meinte dazu:

≫Ich schwöre, wir haben in der vorislamischen Dschahiliya Zeit die Frauen nicht wertgeschätzt, bis der Prophet die Offenbarung erhielt, in der die Frauenrechte angesprochen wurden und wir unser Verhalten andern sollten.≪

Die Offenbarung des Korans hat die Männer gelehrt, die Mutter, Ehefrauen, Tochter, Schwestern und alle Frauen zu achten und zu respektieren. Den Eltern, damit auch der Mutter, räumt der Koran den höchsten Grad an Achtung nach Gott selbst ein (17:23-24). In Einklang mit diesem Koranvers rief der Prophet die Menschen auf, ihre Mutter zu achten. Es ist schwer, einen Muslim auf der Erde zu finden, der diese Aussage des Propheten nicht kennt: ≫Das Paradies liegt unter den Fusen der Mutter≪ – also fuhrt für den Mann der Weg ins Paradies über die Frau!

Dieser Anspruch wurde der Mutter wegen der schweren Mühen während der verschiedenen Lebensstadien ihres Kindes, in der Schwangerschaft, bei der Geburt, in der Stillzeit, und für die geteilte Verantwortlichkeit in der Erziehung des Kindes zugesprochen. Sie ist die Königin des Hauses und Hauptakteurin innerhalb der Familienmitglieder. Merkwürdig ist, dass die Achtung vor der Mutter bei muslimischen Männern völlig unbestritten als wichtig gilt, während es mit der Achtung vor der Ehefrau allzu oft ganz anders aussieht.

Die Mutter zu ehren, aber die Ehefrau – die Mutter der eigenen Kinder – zu erniedrigen, ist paradox. Deswegen hat der Prophet Muhammed immer wieder betont, dass die Ehefrau, bzw. die Frau überhaupt, zu achten und zu respektieren ist. Seine bekanntesten Äußerungen zum Verhältnis der gläubigen Männer zu Frauen sind folgende: ≫Die Frauen haben den gleichen Wert wie die Männer. Nur diejenigen, die würdevoll sind, schätzen die Frauen und nur diejenigen, die würdelos sind, erniedrigen sie.≪

≫Der vollkommenste Gläubige ist derjenige, der das beste Benehmen/Moral hat, und der beste unter euch ist derjenige, der seine Frau gut behandelt.≪ Diesen Äußerungen zufolge ist ein guter Gläubiger, wer gut zu Frauen ist, und wer sie diskriminiert, ist ein schlechter Gläubiger – unabhängig davon, wie viel er betet, den Koran rezitiert oder die Moschee besucht.

Muhammed, der seine Emotionen nie verbarg, sagt öffentlich: ≫Auf der Erde wurden mir Frauen und wohlriechendem Duft lieb geheißen; und das Gebet wurde zum Licht meiner Augen gemacht. ≪ Der Prophet hat ganz beispielhaft gezeigt, wie man diese Liebe und Zuneigung demonstrieren soll – und das in einer patriarchalen Gesellschaft, in der nur autoritäres und ≫mannhaftes≪ Verhalten galt.

Seine Ehefrau Aischa berichtet beispielweise, dass der Prophet mit ihr zusammen in der Moschee ein Spiel einer Gruppe von Gästen aus Äthiopien ansah und beide dabei Wange an Wange lagen. Sie erzählt sogar, dass sie sich beide zum Duschen gegenseitig mit Wasser übergossen. Auf die Frage, was der Prophet eigentlich zu Hause machte, antwortete sie:

≫Er machte alles, was ein Mann eigentlich zu Hause machen sollte: putzen, waschen, kochen und sich selbst bedienen. Er flickte seine Kleidung, reparierte seine Schuhe und erledigte seine Besorgungen selbst. Er versuchte, niemandem zur Last zu fallen.≪

Sein Verhalten zu den Frauen beschreibt seine Ehefrau Aischa (gest. 678) mit folgenden Worten:

≫Er war sehr humorvoll und lachte. Er hatte den schönsten Charakter, beleidigte nicht, benutzte keine Schimpfworte und wurde nicht laut. Er erwiderte Schlechtes nicht auf gleiche Weise, sondern vergab und verzieh. ≪

Aischa erzählt auch, wie sie den Propheten einmal auf einer Reise begleitete und er die übrigen Begleiter wegschickte und ihr ein Wettrennen vorschlug. Sie gewann. Einige Jahre später, nachdem sie an Gewicht zugenommen hatte, schlug er ihr wieder einen Wettlauf vor. Sie erklärte, dass sie nun aber nicht mehr so schlank wäre wie früher. Muhammed bestand aber darauf und gewann diese Mal. ≫Das ist die Antwort auf jenes Wettrennen≪, scherzte er dann.

Der Prophet war also ein Mann, der mit seiner Frau eine unbekümmerte Beziehung führte, und er sprach über seine Liebe zu ihr in aller Öffentlichkeit. Der Prophet Gottes handelte beispiel-und vorbildhaft, zu einer Zeit, als das Schicksal einer jungen Frau von ihrem Vater oder ältesten Bruder vorgegeben wurde. Dies unterstreicht auch folgende Begebenheit: Als eine junge Frau, die von ihrem Vater zur Heirat gezwungen werden sollte, sich beim Propheten beklagte, nahm er sie bei der Hand und ging mit ihr zu ihren Eltern. Er erklärte dem Vater, dass sein Vorgehen für Muslime nicht legitim sei und seine Tochter das Recht habe, sich selbst für oder gegen einen Anwärter zu entscheiden. Darauf wandte sich der Vater an seine Tochter und fragte sie, weshalb sie sich damit an den Propheten gewandt habe. Sie erklärte: ≫Damit alle erfahren, dass muslimische Frauen ihre Ehemänner selbst wählen können. ≪

Ebenso entschieden trat der Prophet gegen Gewalt in der Ehe auf, wie ausführlich dargestellt wurde. (Siehe ab Seite 91). Seine Tochter Fatima (gest. 632) liebte der Prophet Muhammed sehr und zeigte ihr das auch. Kam sie nach Hause, dann stand er auf, um sie zu küssen. Auch wenn ein Vater alle Kinder gleichbehandeln sollte, hatte er eher sie bei der Versorgung bevorzugt als die Söhne: ≫Behandelt eure Kinder gleich, wenn ihr ihnen etwas gebt. Wenn ich einem Geschlecht Vorrang über dem anderen geben musste, wurde ich dem weiblichen Vorrang einräumen≪, sagte er.

Er ermutigte die Frauen, in der Öffentlichkeit Präsenz zu zeigen und forderte sie auch dazu auf. So verlangte er, dass Frauen an allen Gemeinschaftsgebeten teilnahmen. Das galt selbst dann, wenn die Gebete spät in der Nacht stattfanden. Frauen waren bei allen Freitags- und Festgebeten genauso selbstverständlich dabei wie Männer. In seiner Moschee fand kein Gebet statt, bei dem Frauen ausgeschlossen gewesen waren und nur Männer anwesend waren. Der Prophet vertrat weder die Position einiger Männer, die dagegen waren, dass Frauen in die Moschee gingen, noch schwieg er dazu, sondern erklärte öffentlich: ≫Ihr dürft eure Frauen nicht daran hindern, in die Moschee zu gehen.≪

Auch als der für Männer vorgesehene Bereich in der Moschee immer voller wurde, lies er nicht zu, dass der Frauenbereich für Männer freigegeben wurde. Heute sind in manchen Moscheen die Bereiche durch einen Sichtschutz getrennt, oft existieren sogar separate Raume, was in der Moschee des Propheten nicht der Fall war. Das politisch-gesellschaftliche Engagement von Frauen ist im Koran selbst ausdrücklich erwünscht. Beim sogenannten ≫Gelübde von Aqaba≪ legten auch Frauen den Treueeid ab (Koran, 60:12), was eine durchaus politische Handlung darstellt. Unter dem Kapitel ≫Die Achtsamkeit des Propheten Muhammed gegenüber den Frauen≪ berichtet Imam Bukhari (gest. 870) in seiner Hadtith-Sammlung, wie der Prophet einem seiner Gefährten empfahl, achtsam mit Frauen umzugehen.

Er hat die Empfindsamkeit der Frauen mit einen prägnanten Sprichwort bezeichnet: ≫Rifqan bil qawareer≪. Sie sind wie ein ≫sauberes und durchsichtiges Gefas oder Glasflaschen oder wertvoller Kristall≪ (qawareer), und Manner sollen achtsam, romantisch, sensibel und sanftmütig (rifqan) mit Frauen umgehen. Man kann eine Glasflasche nicht nehmen und umherwerfen oder gar darauf treten oder sie unachtsam fallen lassen. Ehemänner sollen ihre Ehefrauen, Vater ihre Tochter, Bruder ihre Schwestern, allgemein Männer die Frauen so sorgfältig behandeln, wie wir mit Glasflaschen umgehen.

Weil der Prophet sich für Schwache und Benachteiligte einsetzte und in der damaligen Gesellschaft Frauen ähnlich wie Waise sozial und wirtschaftlich ausgeliefert und abhängig waren, erklärte er sehr entschieden: ≫Oh Gott! Du weißt, dass ich die Verletzung der Rechte der beiden Schwachen, der Waisen und der Frauen, für schwere Sünde erkläre und dass ich die Menschen vor jeder Verletzung ihrer Rechte streng warne!≪

Der Schwiegersohn des Propheten Ali bin Abi Talib (gest. 661) berichtet, welche die letzten Worte des Propheten waren, bevor er in den Armen seiner Ehefrau Aischa starb, sein Vermächtnis an die Weltgemeinschaft:

≫Ich rate euch, dass ihr euer Gebet verrichtet und euch gegenüber euren Frauen wohl verhaltet≪.

Die prophetische Tradition fordert also eine harmonische und gleichgestellte Beziehung zwischen Männern und Frauen ein: Beide unterstutzen sich gegenseitig, kommen zusammen, kommunizieren vertrauens-und respektvoll miteinander. Dafür wurden hier nur wenige von zahlreichen Beispielen angeführt, die das ganz unzweideutig belegen. Deutlicher kann all jenen nicht widersprochen werden, die den Islam als frauenfeindlich bezeichnen, aber auch jenen Muslimen, die dem Propheten zu folgen vorgeben, aber ihre Frauen, Tochter, Schwestern unterdrucken. Sie stehen im schlimmstmöglichen Gegensatz zu dem Propheten, den sie zum Beispiel und Vorbild nehmen sollten! Wie aber konnte, wenn der Prophet selbst so vorbildhaft gegenüber Frauen war, ein frauenfeindlicher Diskurs entstehen und sich ein entsprechendes Verhalten so sehr verbreiten?

Die erste Periode des Islams, zu Lebzeiten des Propheten, war zugleich die fortschrittlichste. Sie war geprägt von den Werten, die zugleich universell und allgemein menschlich sind. Anstatt diesen authentischen islamischen Grundwerten treu zu folgen, vermischten Muslime sie mit ihren hergebrachten Sitten, ihren Stammestraditionen und –kulturen. Hatten sie die mit dem Koran und dem Vorbild des Propheten begonnenen Reformen fortgesetzt, anstatt sie aufzuweichen, zu stagnieren und wieder abzuirren, dann hatten muslimische Frauen schon vor allen anderen volle Gleichberechtigung erfahren und waren darin heute noch vielen anderen Gesellschaften voraus.

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