Athen (nex) – Seit Tagen geht das Video der Predigt eines griechischen Priesters viral, der die Entscheidung der Türkei begrüßt, die ehemalige byzantinische Kirche wieder in eine Moschee umzuwandeln.
„Wo die Türken waren, war es viel besser, unsere Schande, aber so war es“, so der orthodoxe Priester Evangelos Papanikolaou von der Heiligen Kirche der Himmelfahrt in Rafina in dem Video. Die Türken hätten etwa auf Kreta keine Klöster geschlossen, während in Griechenland, unter Otto II. (König von Griechenland) zahlreiche Kirchen und Klöster geschlossen und ihre Schätze geraubt worden seien.
Papanikolaou zitiert in der Rede auch den griechischen Großherzog Notaras, der nach der Einnahme Konstantinopels durch die Osmanen im Jahre 1453 „Lieber den Turban des Türken als die Mütze des Lateiners“ rief. Die Griechen hatten zuvor unter dem Joch der „Franken“ gelitten. Im Vierten Kreuzzug legten die „Franken“ Konstantinopel in Schutt und Asche. Der Hass saß tief. Das Wort „frangos“ (Franke) steht heute im Griechischen für Westler und hat einen bösen Klang. Ohne die Türken wäre die Hagia Sofia schon zerstört worden, so der Geistliche.
Als Museum sei das Gotteshaus nicht respektiert worden. Man werde aus Respekt und Frömmigkeit nun sogar seine Schuhe ausziehen.
Auch armenischer Patriarch für Umwidmung
Auch der armenische Patriarch von Konstantinopel, Sahag Mashalian, hatte sich für eine Umwandlung in ein Gotteshaus ausgesprochen.
„Die Hagia Sophia sollte für Gottesdienste geöffnet werden“, sagte er auf Twitter.
Das Gebäude sei durch die mühevolle Arbeit von zehntausenden Arbeitern entstanden und habe ein Vermögen gekostet. Seit 1.500 Jahren sei es unzählige Male restauriert worden. All das, damit es als Gotteshaus erhalten bleiben könne und
nicht als Museum, so der Geistliche.
Er sagte, es wäre als Ort der Anbetung geeigneter, an dem die Gläubigen in Ehrfurcht niederknien und beten könnten, als eine touristische Stätte voller umher eilender Besucher.
Am 10. Juli annullierte das Oberste Verwaltungsgericht der Türkei einen Kabinettsbeschluss von 1934, der die Hagia Sophia in Istanbul in ein Museum umwandelte. Dieser Schritt ebnete nach 85 Jahren den Weg für ihre erneute Nutzung als Moschee. Das Gericht entschied, dass das architektonische Juwel im Besitz einer Stiftung ist, die von Sultan Mehmet II., dem Eroberer Istanbuls, gegründet und der Gemeinde als Moschee geschenkt wurde – ein Status, der rechtlich nicht geändert werden kann.
Die türkische Regierung versicherte, dass die christlichen Mosaike in der ehemaligen byzantinischen Kirche nicht entfernt oder verändert würden. Die Moschee werde weiterhin für Besucher aller Religionen geöffnet sein, und jeder, der möchte, könne „dieses erstaunliche Gebäude besichtigen“, sagte das türkische Außenministerium. Für Touristen wird der Zugang nun kostenlos gewährt. Die vorher erhobenen Eintrittsgelder werden abgeschafft.
„Die Hagia Sophia wird mit ihrem neuen Status weiterhin alle Menschen umarmen und das gemeinsame kulturelle Erbe der Menschheit bewahren“, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Hami Aksoy, nach einem Treffen des EU-Außenministerrats in Brüssel.
Erdogan: Die Türen der Hagia Sophia für jeden geöffnet
Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan versicherte, dass die „Türen der Hagia Sophia“, so wie die aller anderen Moscheen der Türkei, weiterhin für Menschen aller Glaubensrichtungen geöffnet bleiben würden, sagte Erdogan in einer Ansprache an die Nation zum neuen Status der Hagia Sophia
„Ich unterstreiche, dass wir die Hagia Sophia als eine Moschee eröffnen werden, indem wir das gemeinsame kulturelle Erbe der Menschheit bewahren“, betonte Erdogan. Mit ihrem neuen Status als Moschee werde die Hagia Sophia weiterhin „alle Menschen auf eine viel aufrichtigere Art und Weise umarmen“.
Die Hagia Sophia ist eine der bedeutendsten historischen und kulturellen Stätten der Welt. Sie wurde im sechsten Jahrhundert zur Zeit des christlich-byzantinischen Reiches erbaut und diente als Sitz der griechisch-orthodoxen Kirche. Nach der osmanischen Eroberung Istanbuls im Jahr 1453 wurde sie in eine Moschee und 1935 letztendlich in ein Museum umgewandelt.
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