Start Panorama Ausland Antimuslimischer Rassismus Studie aus Kanada zeigt: „New York Times“ stellt Muslime negativer...

Antimuslimischer Rassismus
Studie aus Kanada zeigt: „New York Times“ stellt Muslime negativer dar als Krebs und Alkohol

Im Jahre 2014 kam eine Studie in Deutschland zu ähnlichen Resultaten, nun wurde auch in den USA ein extremer antimuslimischer Bias in Massenmedien nachgewiesen. Die Autoren werfen den Medien zudem vor, extreme Ansichten zum Islam auf Kosten ausgewogener und dem Mainstream entsprechender Darstellungen überzugewichten.

(Foto: Wikipedia; CC BY-SA 3.0)
Teilen

New York (nex) – Nicht nur in Deutschland, wo 2014 eine Studie zeigte, dass in Massenmedien seit Jahrzehnten insgesamt eine deutliche islamfeindliche Tendenz vorherrscht, besteht ein Problem mit gegen den Islam voreingenommenen Journalisten. Auch in den USA lassen sich seit Jahr und Tag ähnliche Tendenzen feststellen.

Die im kanadischen Toronto ansässige Consultingfirma 416Labs hat dies in einer Untersuchung festgestellt, die nicht nur von vornherein als von antimuslimischem Rassismus geprägte Nischenpublikationen, sondern so genannte „Qualitätsmedien“ wie die „New York Times“ und deren Berichterstattung auswertete. Im November 2015 veröffentlichte 416Labs die Ergebnisse ihrer Analyse von Online- und Print-Schlagzeilen aus 25 Jahren und enthüllte, dass die renommierte Tageszeitung den Islam und die Muslime im Vergleich mit anderen als Benchmark gewählten Wörtern als „negativer als Alkohol, Krebs und Kokain“ darstellt.

Die Studie zeigt „starke Beweise“ auf, wonach der Islam und Muslime in NYT-Schlagzeilen systematisch mit negativen Konnotationen genannt werden. Nach der Auswertung von nicht weniger als 2 667 700 Artikeln stand fest, dass 57 Prozent aller NYT-Schlagzeilen, welche die Begriffe Islam/Muslime enthielten, diese in einen negativen Zusammenhang stellten. Nur bei acht Prozent war das Gegenteil der Fall. Verglichen mit allen anderen Benchmark-Begriffen wie republikanisch, demokratisch, Krebs, Yankees, Christentum und Alkohol war das die negativste Bilanz in einem Zeitraum von 25 Jahren. Auch insgesamt, also unter allen ausgewerteten Medien, hat der Grad an negativer Wahrnehmung mit Bezug auf den Islam und Muslime den gewichteten Prozentsatz für alle Schlagzeilen der NYT (29 Prozent) unterschritten. In den meisten Fällen wurden mit dem Islam und dem Begriff „muslimisch“ Begriffe wie „Rebellen“ und „Kämpfer“ verbunden.

Der Co-Autor der Studie, Steven Zhou, erklärte dazu: „Seit 9/11 haben viele Medien vom anti-muslimischen Klima profitiert, und das, obwohl man einen ähnlichen Trend bereits bis zurück zur iranischen Revolution verfolgen kann. Wir sprechen viel über Islamophobie, vernachlässigen aber die Zahlen dazu. Deshalb war es längst überfällig, eine Agenda setzende Zeitung auch quantitativ dahingehend zu untersuchen.“ In Anbetracht der tatsächlichen Macht und des Einflusses solcher Medienorganisationen sei das Ausmaß der erzeugten Eindrücke auf Grund der Schlagzeilen der NYT „mit hoher Wahrscheinlich geeignet, Wahrnehmungen zu verzerren“, sodass „der durchschnittliche Leser der NYT höchstwahrscheinlich dazu neigen wird, den Islam und die Muslime kollektiv für die gewalttätigen Akte einiger weniger Angehöriger haftbar zu machen“.

Zusätzlich kritisierte Zhou, dass in der Medienberichterstattung über den Islam das „Ayaan-Hirsi-Ali-Problem“ zum Tragen komme: So seien sowohl extreme Randstimmen aus dem islamischen Spektrum als auch Nichtmuslime mit extremer antimuslimischer Agenda, die als legitime „Experten“ präsentiert würden, ohne jedoch über irgendeine einschlägige Qualifikation zu verfügen, völlig überrepräsentiert und die radikale Ideen als Mainstream erscheinen ließen, obwohl der tatsächliche Mainstream diese als beleidigend und falsch betrachte. Als einen möglichen Ausweg schlägt Zhou vor, dass einerseits Journalisten sich mehr mit den zahlreichen unterschiedlichen Nuancen des Islam vertraut machen und andererseits die muslimischen Organisationen oder lokal aktive Muslime sich mehr ins öffentliche Leben einbringen sollten.