Konya – In der türkischen Provinz Konya, dem „Brotkorb“ des Landes, breitet sich eine dramatische Umweltkatastrophe aus: Hunderte riesiger Senklöcher (Sinkholes) haben sich in den letzten Jahren in fruchtbaren Ackerflächen gebildet und verschlingen Weizen-, Mais- und Zuckerrübenfelder.
Allein in der Region Karapınar sind Felder mit mehr als zehn Löchern pro Parzelle übersät. Experten warnen vor den Folgen von Dürre, Klimawandel und übermäßiger Grundwasserentnahme.
Ursachen: Dürre und illegale Brunnen
Laut Berichten sind in der gesamten Türkei fast 700 Senklöcher entstanden – ein Anstieg, der durch sinkende Niederschläge und einen fallenden Grundwasserspiegel beschleunigt wird.
Der Geologie-Professor Fetullah Arik von der Technischen Universität Konya spricht von rund 120.000 illegalen Brunnen gegenüber nur 40.000 legalen.
„Die hohe Wassernachfrage im Becken ist extrem“, so Arik gegenüber Reuters. Die Löcher entstehen in karstigem Untergrund, wo lösliche Gesteine (z. B. Kalkstein) Hohlräume bilden. Bei sinkendem Grundwasser verlieren diese Stabilität und brechen ein.
In Karapınar haben sich allein 2025 über 20 neue große Löcher gebildet, einige über 30 Meter tief und 100 Meter breit. Bauern wie Mustafa Sık aus Karapınar berichten von Schreckmomenten: Innerhalb von zwei Jahren öffneten sich auf seinem Land zwei Löcher – eines mit „extrem lautem, furchterregendem Rumpeln“. „Wir sind sehr besorgt“, sagte Sık Reuters.

Folgen für Landwirtschaft und Sicherheit
Die Konya-Ebene ist eine der wichtigsten Getreideregionen der Türkei. Tausende Hektar Ackerland sind bereits verloren oder gefährdet. Bislang gab es keine Todesopfer, doch die unvorhersehbarkeit der Einstürze bedroht Leben und Eigentum.
Die türkische Katastrophenschutzbehörde AFAD hat 684 Löcher kartiert und Risikokarten erweitert. Experten sehen darin ein Warnsignal des Klimawandels: Weniger Regen und höhere Temperaturen verschärfen die Dürre. NASA-Daten zeigen, dass Stauseen in der Region auf dem niedrigsten Stand seit 15 Jahren sind.
Maßnahmen der Behörden
Türkische Stellen haben Überwachung verstärkt und Programme gegen illegale Brunnen gestartet. Dennoch fordern Umweltexperten radikale Änderungen: Weniger Grundwasserentnahme und Anbau dürreresistenter Sorten. Der Vorfall erinnert an ähnliche Probleme weltweit – ein Mahnung für nachhaltige Wassernutzung in der Landwirtschaft.
Ähnliche Phänomene weltweit
Senklöcher wie in Konya sind kein isoliertes Problem – ähnliche Einstürze durch Grundwasserabsenkung, Dürre und Klimawandel treten global auf.
In Mexiko, etwa in Santa María Zacatepec (Puebla), entstand 2021 ein riesiges Loch (über 100 Meter breit), das durch Übernutzung von Grundwasser für Landwirtschaft verursacht wurde und weiter wächst, berichten National Geographic und Business Insider.
Am Toten Meer (Israel/Jordan) haben sich seit Jahren Tausende Senklöcher gebildet, da der sinkende Wasserspiegel Salzschichten auflöst – über 6.000 allein auf der israelischen Seite, wie The Guardian dokumentiert. In Guatemala City verschlangen dramatische Einstürze 2007 und 2010 ganze Stadtteile (bis 100 Meter tief), oft durch defekte Abwassersysteme und Starkregen verstärkt. Experten sehen darin ein globales Warnsignal: Übermäßige Grundwasserentnahme in karstigen Regionen birgt weltweit Risiken für Landwirtschaft und Siedlungen.
🌍 Sinkholes surge in Türkiye’s Konya
📊 Official data shows 684 sinkholes across Konya Closed Basin
⚠️ Experts warn count grows every year, linking surge to climate change, drought and uncontrolled groundwater extraction pic.twitter.com/FcujzrIhVG
— Anadolu English (@anadoluagency) December 11, 2025



































































