Ankara – Der türkische Gesundheitsminister Kemal Memişoğlu gab heute bekannt, dass das Ministerium eine umfassende Studie zu zuckerhaltigen Lebensmitteln durchführen wird, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf dem hohen Fruktosegehalt in kohlensäurehaltigen Getränken liegen wird.
Auf einer Pressekonferenz erklärte Memişoğlu, dass der Fruktosegehalt in Softdrinks, die in der Türkei verkauft werden, viermal höher ist als in Europa, was Anlass zur Sorge über die zunehmende Fettleibigkeit in der Bevölkerung gibt. „Wir werden alle zuckerhaltigen Lebensmittel einer gründlichen Untersuchung unterziehen, um dieses dringende Problem der öffentlichen Gesundheit anzugehen“, erklärte er.
Die Ankündigung erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem die Türkei mit einem sich verschärfenden Problem der Fettleibigkeit zu kämpfen hat, wodurch das Land in den letzten Jahren zum fettleibigsten Land Europas geworden ist.
Laut Gesundheitsdaten gelten über 30 % der erwachsenen Türken als fettleibig, eine Zahl, die in den letzten zehn Jahren aufgrund veränderter Ernährungsgewohnheiten, des erhöhten Konsums von verarbeiteten Lebensmitteln und eines bewegungsarmen Lebensstils stark angestiegen ist.
Die Prävalenz von Krankheiten, die mit Fettleibigkeit in Zusammenhang stehen, wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ist ebenfalls stark gestiegen, was die Regierung zu dringenden Maßnahmen veranlasst hat.
Memişoğlu hob den übermäßigen Konsum von Fruktose, einem Süßungsmittel, das mit Gewichtszunahme und Stoffwechselstörungen in Verbindung gebracht wird, als ein zentrales Problem hervor.
„Der Fruktosegehalt in unseren kohlensäurehaltigen Getränken ist im Vergleich zu europäischen Standards alarmierend hoch“, sagte er. „Es geht hier nicht nur um Softdrinks; wir prüfen alle zuckerhaltigen Produkte, um sicherzustellen, dass sie gesünderen Standards entsprechen.“
Der Minister betonte, dass die Studie den Nährstoffgehalt weit verbreiteter Lebensmittel und Getränke bewerten werde, woraufhin möglicherweise Vorschriften folgen könnten, darunter strengere Kennzeichnungsvorschriften und Grenzwerte für den Zuckergehalt.
Die Initiative des Gesundheitsministeriums wurde von Experten für öffentliche Gesundheit begrüßt, die seit langem vor den Auswirkungen zuckerhaltiger Ernährung auf die türkische Bevölkerung warnen.
Dr. Ayşe Yılmaz, eine in Istanbul ansässige Ernährungsspezialistin, erklärte: „Die Adipositas-Krise in der Türkei ist ein Weckruf. Hochfructosehaltiger Maissirup, der häufig in verarbeiteten Lebensmitteln verwendet wird, ist ein wesentlicher Treiber dieser Epidemie. Der Fokus des Ministeriums auf zuckerhaltige Lebensmittel ist ein Schritt in die richtige Richtung, muss jedoch mit Aufklärung der Öffentlichkeit und Maßnahmen zur Förderung einer gesünderen Ernährung einhergehen.“
Die Studie soll in Zusammenarbeit mit Lebensmittelsicherheitsbehörden, Ernährungswissenschaftlern und Vertretern der Industrie durchgeführt werden, um die Gesundheitsrisiken zuckerhaltiger Produkte zu bewerten. Obwohl kein Zeitplan für den Abschluss der Studie vorgelegt wurde, versicherte Memişoğlu der Öffentlichkeit, dass die Ergebnisse zu „konkreten Maßnahmen“ zur Verbesserung der Ernährungsgesundheit im ganzen Land führen würden.
Die Adipositas-Krise in der Türkei hat das Gesundheitssystem erheblich belastet, wobei die Kosten für adipositasbedingte Erkrankungen jährlich auf mehrere Milliarden geschätzt werden. Die Entscheidung der Regierung, zuckerhaltige Lebensmittel genauer unter die Lupe zu nehmen, signalisiert ein umfassenderes Engagement zur Bewältigung dieser Herausforderung für die öffentliche Gesundheit, da das Land bestrebt ist, seinen Status als adipösestes Land Europas abzulegen.