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Angebotsdefizit könnte Silberpreis weiter in die Höhe treiben

Der zunehmende Einsatz von Silber in industriellen Anwendungen – insbesondere in Solarzellen – steigert die Nachfrage nach diesem Edelmetall.

(Symbolfoto: pixabay)

Von Laurent Joué

Der zunehmende Einsatz von Silber in industriellen Anwendungen – insbesondere in Solarzellen – steigert die Nachfrage nach diesem Edelmetall. Silber wird aufgrund seiner einzigartigen Eigenschaften und seiner bewährten Leistung trotz gewisser Substitutionsrisiken geschätzt und eingesetzt. Seine Verwendung als wichtiges Material wird voraussichtlich zunehmen.

70-75 % der aktuellen Gesamtnachfrage entfällt auf abgebautes Silber, nur ein Viertel wird aus recycelten Quellen gewonnen. Dabei fällt ein Großteil des Silbers als Nebenprodukt bei der Gewinnung anderer Metalle – darunter Blei, Zink, Kupfer und Gold – an.

Der hohe Anteil von Silber als Nebenprodukt wirkt sich auf die Angebotsdynamik aus:

Änderungen der Silbernachfrage und -preise haben nur begrenzte Auswirkungen auf die Gesamteinnahmen aus dem Bergbau und wirken sich daher nur relativ langsam auf die Bergbaukapazität und die Produktionspläne aus. Auf Mexiko, China und Peru entfällt zusammen etwa die Hälfte der gesamten Weltproduktion, so dass die Versorgungsquellen vergleichsweise konzentriert sind.

Die Silberproduktion wird den Prognosen zufolge bis 2024 um 3 % auf ein Achtjahreshoch von 1,2 Mrd. Unzen ansteigen, wobei der Anstieg auf eine Erholung der Minenproduktion zurückzuführen ist. Im Gegensatz dazu wird erwartet, dass das Silberrecyclingvolumen um 3 % auf ein Dreijahrestief fallen wird. Insgesamt wird sich das strukturelle Angebotsdefizit auf dem Silbermarkt im Jahr 2024 das vierte Jahr in Folge fortsetzen.

Strukturelles Nachfragewachstum

Die Verwendung von Silber in der Solar-Photovoltaik (PV) stellt eine strukturelle Wachstumsquelle dar, die das derzeitige Angebot allerdings belasten könnte. Fast die gesamte zusätzliche Nachfrage bis 2030 wird voraussichtlich aus den Chancen der Energiewende stammen.

Prognosen zufolge könnte der Anteil des in PV-Solarzellen verwendeten Silbers an der Gesamtproduktion von 14 % im Jahr 2023 auf über 30 % im Jahr 2030 steigen. Dagegen könnte es bei der Verwendung in anderen industriellen Anwendungen zu einer gewissen Rationalisierung kommen.

Diese sind auf die anhaltenden Bemühungen zur Verringerung der Nutzungsintensität im Rahmen von Kosteneinsparungen zurückzuführen ist. Insgesamt dürfte dies jedoch zu einem Nachfragewachstum von etwa 3 % pro Jahr führen.

Energiewende treibt Silberpreise

Auch wenn dieser Nachfrageanstieg bescheiden erscheinen mag, wird er nicht durch ein erhöhtes Angebot ausgeglichen, das stabil bleiben oder sogar etwas zurückgehen dürfte. Obwohl das sekundäre (d. h. recycelte) Angebot jährlich um etwa 2 % zunimmt, sinkt das primäre Angebot.

Dies liegt daran, dass einige der weltweit führenden primären Silberminen mit sinkenden Gehalten und einer Erschöpfung der Reserven konfrontiert sind, während das erhöhte Angebot an Nebenprodukten weiterhin von den Märkten und Preisen für andere Metalle abhängt.

Ein übermäßiges strukturelles Nachfragewachstum in Verbindung mit einem eingeschränkten Angebot dürften die Preise wahrscheinlich in die Höhe treiben. Theoretisch könnte jede Angebotslücke durch eine erhöhte Primär- oder Recyclingproduktion, Verbesserungen der Ressourceneffizienz in industriellen Anwendungen oder die Substitution durch andere Metalle geschlossen werden.

Alle diese Maßnahmen wären jedoch von einem Preissignal abhängig, weshalb langfristig von der positiven Abhängigkeit der Silberpreise von der Energiewende auszugehen ist.


Laurent Joué, Leiter Systematic Alternatives und Lead Portfoliomanager bei Lombard Odier Investment Managers