Moskau – Inmitten der Krise in der Ostukraine führte der russische Präsident Wladimir Putin am heutigen Mittwoch erneut ein Telefonat mit seinem türkischen Amtskollegen Recep Tayyip Erdogan.
Wie der Kreml bekannt gab, tauschten sich die Staatsoberhäupter bei dem Gespräch über die Situation der Anerkennung der selbsternannten Volksrepubliken Donezk und Lugansk durch Russland aus. Putin habe die „objektive Notwendigkeit einer solchen Entscheidung angesichts der Aggression der ukrainischen Behörden im Donbass und ihrer kategorischen Weigerung, die Minsker Vereinbarungen umzusetzen“ betont.
Auch die Ausarbeitung langfristiger rechtsverbindlicher Sicherheitsgarantien für die Russische Föderation sei erörtert worden. In diesem Zusammenhang habe Putin seine Enttäuschung über die Reaktion der USA und der NATO zum Ausdruck gebracht. Die legitimen Bedenken und Forderungen Russlands würden ignoriert. Erdogan und Putin seien übereingekommen, die russisch-türkischen Kontakte in verschiedenen Formaten fortzusetzen.
Erdogan: Die Türkei ist bereit, ihren Teil zur Deeskalation der russisch-ukrainischen Spannungen beizutragen
Nach dem Telefonat erklärte das türkische Präsidialamt in einer Mitteilung, dass die Türkei bereit sei, ihren Teil zur Deeskalation der russisch-ukrainischen Spannungen und zur Erhaltung des Friedens beizutragen.
„Präsident (Recep Tayyip) Erdogan erklärte, er würde den russischen Präsidenten (Wladimir) Putin gerne so bald wie möglich in der Türkei zum Treffen des Hochrangigen Kooperationsrates begrüßen, wie es bei seinem Besuch in Sotschi im September vereinbart worden war“, teilte die Kommunikationsdirektion der Türkei mit.
Erdogan habe in dem Telefon betont, dass Ankara die jüngsten Schritte Moskaus, die „die Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine“ verletzten, grundsätzlich nicht anerkenne“, und habe gleichzeitig hervorgehoben, wie wichtig es sei, eine Lösung des Konflikts zwischen den beiden Ländern auf der Grundlage der Minsker Vereinbarungen zu finden.
Erdogan: Wir können keines der beiden Länder aufgeben
Bei der Beantwortung von Journalistenfragen nach der Rückkehr von seiner Afrikareise sagte Erdogan: „Wenn Sie uns raten, ‚die Ukraine aufzugeben‘, werden wir das nicht tun können, da die Interessen unseres Landes in diesem Land sehr stark sind. Wenn Sie sagen: ‚Geben Sie Russland auf‘, können wir das auch nicht tun, da auch unsere Beziehungen zu Russland im Moment so weit fortgeschritten sind.“
Erdogan:
Unser Anliegen ist es, so vorzugehen, dass wir in der Lage sind, das Problem zu lösen, ohne einen von ihnen aufzugeben. Um dies zu erreichen, werden wir uns mit unserem Team und unserer Delegation treffen. Deshalb messe ich dem NATO-Gipfel der Staats- und Regierungschefs einen hohen Stellenwert bei. Dort werden wir erfahren, was alle Staats- und Regierungschefs denken. Dann werden wir intern mit unseren Freunden zusammenarbeiten.
President @RTErdogan:
„If you advise us to ‚give up on Ukraine,‘ we will not be able to do so since our country’s interests in the country are very strong. If you say ‚give up on Russia, ‚ we cannot do so either since our relations with it are so advanced right now.“
— Republic of Türkiye Directorate of Communications (@Communications) February 23, 2022
Putin erkennt abtrünnige Regionen in der Ostukraine an
Putin kündigte am Montag an, dass Moskau die beiden abtrünnigen Regionen in der Ostukraine als „unabhängige“ Staaten anerkennt, und erteilte kurz darauf den Befehl, russische Streitkräfte zur „Erhaltung des Friedens“ in das völkerrechtlich nach wie vor zur Ukraine gehörenden Territorium zu entsenden.
Situation in der Ostukraine
In der östlichen Donbass-Region stehen sich seit Jahren pro-russische Separatisten und ukrainische Regierungssoldaten gegenüber. Dabei wurden nach Angaben der Regierung in Kiew seit Beginn des Konfliktes im Jahr 2014 rund 14.000 Menschen getötet. Die Kämpfe dort sind wieder aufgeflammt, wobei sich beide Seiten gegenseitig beschuldigen, einen im Juli in Kraft getretenen Waffenstillstand zu verletzen.
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