Hamburg – Der deutsche Nato-General Jörg Vollmer hat den Umgang mit afghanischen Ortskräften der Bundeswehr kritisiert.
Im Interview mit NDR Info sagte der Vier-Sterne-General, das „eigentlich Beschämende“ in der Schlussphase des Afghanistaneinsatzes sei gewesen, „wie wir mit den Menschen umgegangen sind, die uns über so viele Jahre unterstützt haben. Wir hätten, und das wussten wir, sie deutlich früher nach Deutschland bringen können.“ Vollmer sieht das als Negativ-Signal für die Zusammenarbeit mit Ortskräften in anderen Einsatzgebieten. Der Deutsche ist Befehlshaber des Allied Joint Force Command der Nato, das den Einsatz für das Bündnis geführt hatte.
Vollmer plädierte im NDR Interview für eine „ehrliche Aufarbeitung“ des Einsatzes über Ressorts hinweg, sowohl hinter verschlossenen Türen als auch in der Öffentlichkeit. Den vernetzten Ansatz der verschiedenen Ministerien müsse man „jetzt ganz kritisch überprüfen“. Das Petitum des Nato-Generals für noch laufende oder künftige Auslandseinsätze: „Klar definieren und immer wieder evaluieren, was wir eigentlich erreichen wollen.“ Wenn man nicht erreiche, was man sich vorgenommen habe, müsse man sich bescheidenere Ziele setzen oder sich dafür entscheiden, „das Ganze zu beenden“. Der Bundestag wird sich im neuen Jahr in einem Untersuchungsausschuss und in einer Enquete-Kommission mit dem Afghanistan-Einsatz beschäftigen.
Gefragt nach der US-geführten Evakuierungsmission Mitte August am Flughafen Kabul erklärte Vollmer, derzeit könnten das „in dieser Geschwindigkeit und in dieser Qualität und in dieser Durchsetzungsfähigkeit nur unsere amerikanischen Verbündeten“ leisten. Forderungen, dass die Europäer künftig allein handlungsfähiger werden sollten, hält der General für nachvollziehbar: „Ich halte es für sinnvoll, darüber nachzudenken, aber bitte im Nato-Rahmen und nicht Parallelstrukturen aufbauen in der Europäischen Union. Aber man muss ganz klar dann auch den politischen Willen haben, hier die Mittel beizustellen und sie auch entsprechend robust einzusetzen, wenn es notwendig ist.“
Vollmer äußerte sich in dem Interview für eine neue Folge der NDR Info Radio- und Podcastserie „Killed in Action – Deutschland im Krieg“. „Der Abzug“ ist Titel und Thema dieser siebten Folge des Podcasts der langjährigen Afghanistan-Korrespondenten Christoph Heinzle und Kai Küstner. Sie ist ab Donnerstag, 30. Dezember, in der ARD Audiothek abrufbar. Am Sonntag, 2. Januar, ist sie um 17 Uhr im Radio auf NDR Info zu hören. Zuvor am selben Tag sendet NDR Info von 14.30 Uhr an eine Zusammenfassung der ersten sechs Folgen. „Killed in Action – Deutschland im Krieg“ erzählt am Beispiel Afghanistans, wie sich das Selbstverständnis der Bundeswehr durch die Auslandseinsätze gewandelt hat. Im Mittelpunkt steht die Perspektive der Soldaten und ihrer Angehörigen.
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