Düsseldorf – Während die auch in Deutschland als Terrororganisation eingestufte PKK in großen Teilen der hiesigen Medien und bei Politikern eine gewisse Sympathie genießt, bleiben die Hilferufe verschiedener Minderheiten aus den Regionen im Norden Syriens und des Irak in Deutschland weitgehend ungehört.
Neben den von der Terrororganisation PKK unterdrückten Arabern aus Nordsyrien senden auch in Deutschland lebende Jesiden aus dem Irak wieder einen Appell an die Weltgemeinschaft, der allerdings, wie so oft, ungehört bleibt.
In einer Pressemitteilung hat der Zentralrat der Jesiden in Deutschland die Terrororganisation PKK aufgefordert, die von ihr entführten Jesidinnen und Jesiden „unverzüglich freizulassen“.
Hier die Pressemitteilung im Wortlaut:
Nachdem die Terrororganisation Islamischer Staat militärisch besiegt wurde, hat sich die PKK in Shingal, der Heimat der Eziden, und vor allem in den Bergen von Shingal, etabliert. Sie wird über die „YBS“ (Ableger der PKK in Shingal) von der Zentralregierung finanziell unterstützt, indem sie für jeden Kämpfer einen Pauschalbetrag erhält.
Mit diesem Geld werden Ezidinnen und Eziden zunächst für den Kampf in Shingal rekrutiert – mit dem Versprechen, sie gegen einen erneuten Angriff auf Shingal militärisch vorzubereiten. Diese jungen Kämpferinnen und Kämpfer werden jedoch gegen ihren Willen ins Kandil-Gebirge, dem Hauptquartier der PKK, gebracht und dort militärisch und vor allem ideologisch indoktriniert. Seit Wochen gehen Eziden in Shingal auf die Straßen und fordern von der PKK, ihre Kinder zurückzubringen.
Dazu sagt stellv. Bundesvorsitzender des Zentralrates der Eziden in Deutschland (ZÊD), Dr. Said Saydo, selbst aus Shingal stammend:
,,Die PKK lockt zunächst Ezidinnen und Eziden damit, sie nur militärisch ausbilden zu wollen, um sich gegen einen möglichen Angriff des IS wehren zu können. Ferner würden sie ein monatliches Gehalt bekommen, mit dem sie ihre Familie ernähren könnten. Nachdem sie der Anwerbung zugestimmt haben, werden sie für die ideologische Indoktrination in das abgelegen und unwegsame Kandil-Gebirge gebracht. Ab dem Tag der Zustimmung können sie nicht mehr zurück. Wer es trotzdem wagt zu fliehen, wird bestraft. Entweder mit dem Tode oder mit dem Gefängnis. Nach der ideologischen Indoktrination werden sie dann überall, wie zum Beispiel in der Türkei, im Irak oder in Syrien eingesetzt. Erschwerend kommt hinzu, dass viele der Rekrutierten noch minderjährig sind.“
Weiter sagt Dr. Saydo:
,,Ich erwarte von der PKK-Führung, Ezidinnen und Eziden für ihren Kampf nicht zu missbrauchen. Der Verbleib von Ezidinnen und Eziden muss unverzüglich ihren Familien mitgeteilt werden. Wer sich ihnen nicht anschließen möchte, muss sofort freigelassen werden. Minderjährige Kinder müssen ohne Wenn und Aber an ihre Familien übergeben werden. Nach unseren Informationen haben manche Familien seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihren von der PKK rekrutierten Kindern. Sie wissen nicht, ob ihre Kinder noch am Leben sind oder in geheimen Gefängnissen festgehalten werden.“
Gian Aldonani, Vorstandsmitglied des ZÊD ergänzt:
„Der Irak ist dringend dazu aufgefordert, seine staatliche Schutzfunktion für seine Staatsbürger zu übernehmen, andernfalls müssen wir uns an die internationale Gemeinschaft wenden, um uns zu schützen.“
Abschließend fügt Dr. Saydo hinzu:
,,Für uns ist darüber hinaus sehr besorgniserregend, dass arabischstämmige Kämpfer der PKK sich in den Bergen von Shingal aufhalten und dies nach unseren Informationen zu erheblichen Spannungen in der lokalen Bevölkerung führt. Die Rekrutierung von Kindern unter 15 Jahren gilt zudem als Kriegsverbrechen. Wir werden dies nicht hinnehmen und unserem Volk in noch so schwierigen und dunklen Zeiten bedingungslos beistehen.“
PKK hat Dutzende unserer jungen Menschen entführt
Auch die Jesiden im Irak forderten die Zentralregierung in Bagdad auf, ihre Kinder zu retten, die von der Terrororganisation PKK entführt worden seien.
„Die PKK hat Dutzende unserer jungen Menschen entführt. Deshalb muss die PKK aus der Region entfernt werden“, sagte Veyis Naif, Vorsitzender des Gemeinderats von Sinjar, gegenüber der Nachrichtenagentur Anadolu.
Naif forderte die UN und Bagdad auf, so bald wie möglich einzugreifen. Er beklagte sich auch darüber, dass die PKK die Felder der Einheimischen beschlagnahmt und ihnen nicht erlaubt habe, ihre Ernte einzubringen.
„Wäre die PKK nicht hier, wären 80% der Bevölkerung von Shengali [Sindschar] inzwischen in ihre Heimat zurückgekehrt“, sagte er und fügte hinzu, dass die Einheimischen eine gemeinsame Truppe, einschließlich irakischer Militärs und Peschmerga-Soldaten, in der Region stationiert sehen wollten, um die PKK zu vertreiben.
Pater Haydar Reso, dessen Sohn von der PKK entführt wurde, sagte, er werde weiter protestieren, bis die Regierung ihrer Forderung nachkommt.
„Mein Sohn wurde vor etwa einem Jahr entführt […] Ich möchte, dass die irakische Regierung meinen Sohn vor der PKK rettet“, so eine Mutter.
Nach der Demonstration wurde eine gemeinsame Erklärung im Namen der Jesiden des Sindschar veröffentlicht, in der bekräftigt wurde, dass die Anwesenheit von PKK-Terroristen in der Region niemals akzeptiert werden würde.
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