Ein Gastbeitrag von Kemal Bölge – kboelge@web.de
Am 24. Juli erschien in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ein Artikel unter der Überschrift „Wie Atatürks Vermächtnis von Erdogan abgewickelt wird“. In dem Beitrag wird der Staatsgründer der Türkei zu Unrecht als Alkoholiker bezeichnet. Daraufhin habe ich einen Leserbrief an die F.A.Z. geschrieben und versucht einige Dinge klarzustellen.
Zum Beitrag in der F.A.Z. vom 24.7.2020 „Wie Atatürks Vermächtnis von Erdogan abgewickelt wird“ von Christian Meier. Zunächst einmal hat die Umwandlung der Hagia Sophia nichts mit Laizismus zu tun, wie der Autor behauptet, denn vor 1934 diente das Gotteshaus ganze 481 Jahre als Moschee.
Fragt sich also was schlimm daran sein soll, dass es wieder als islamisches Gotteshaus genutzt wird. Am Ende des Artikels wird der Gründer der modernen Türkei, Mustafa Kemal Atatürk, zu Unrecht als Alkoholiker bezeichnet. Es ist allgemein bekannt, dass Atatürk gelegentlich Alkohol trank, aber deshalb ist er nicht zwangsläufig ein Alkoholiker, wie unverschämt behauptet wird.
Nach Ansicht des Mediziners Prof. Dr. Sait Kapıcıoğlu ist Atatürk, entgegen der weit verbreiteten Ansicht, nicht an einer durch Alkoholkonsum bedingten Leberzirrhose verstorben, sondern an Hepatitis B. Den Virus habe er sich während seiner militärischen Laufbahn auf dem Balkan, in Libyen oder in Anatolien eingefangen, wo der Virus damals grassierte. Auch der erste Reichskanzler des Deutschen Reiches, Otto von Bismarck, trank zu seinen Lebzeiten Alkohol, aber niemand würde heute auf die Idee kommen und Bismarck deshalb als Alkoholiker bezeichnen.
Die damaligen Trinksitten sind mit heute nicht vergleichbar und in Deutschland war bis in die 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts der Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit nichts Außergewöhnliches. Ich halte es für unverantwortlich und ungerecht den Staatsgründer der Türkei als einen Trunkenbold zu bezeichnen, zumal die Behauptung auch nicht zutrifft. In Anbetracht der besonderen Leistungen Atatürks als militärischer Befehlshaber, Politiker und Staatsmann, halte ich den Fauxpas des Autors für deplatziert.
Dieser Kommentar gibt die Meinung des Autors wieder und stellt nicht zwingenderweise den Standpunkt von nex24 dar.
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