Wolfsburg – Mit der Coronakrise ist der Absatz eingebrochen. Der deutsche Autobauer habe sich übereinstimmenden Meldungen zufolge nun gegen das geplante Mega-Werk in der Türkei entschieden.
„Hintergrund ist der durch die Coronakrise erfolgte Einbruch der globalen Automobilnachfrage“, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit.
Trotz heftigem politischen Widerstand in Deutschland und Brüssel gründete VW Anfang Oktober das Unternehmen Volkswagen Türkei Otomotiv Sanayi ve Ticaret A.S. mit einem Kapital von 943,5 Millionen türkischen Lira (164,5 Millionen Dollar).
Der deutsche Automobilhersteller plante, voraussichtlich mehr als 1 Milliarde Euro in das Werk zu investieren und 2022 die Produktion aufzunehmen.
Bereits im August mahnten deutsche Kritiker der türkischen Regierung VW, sich für die Türkei zu entscheiden. Eine Vergabe des neuen Werks an die Türkei sei nicht „mit der Menschenrechtslage in dem Land vereinbar“.
Volkswagen stärke mit der Standortauswahl „das autokratische Regime von Erdogan“ und sende zugleich ein „verheerendes Signal“ an den Mitbewerber Bulgarien, so EU-Politikerin Viola von Cramon-Taubadel, niedersächsische Grünen-Abgeordnete gegenüber. VW werde „angesichts der aktuellen instabilen und höchst kritischen politischen Situation in der Türkei“ für das finanzielle Risiko eines solchen Investments möglicherweise noch „teuer bezahlen müssen“, warnte Cramon-Taubadel.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der gleichzeitig im VW-Aufsichtsrat sitzt, warnte jedoch bereits im August davor, „den Demokraten“ in der Türkei den Eindruck zu vermitteln, „wegen Präsident Erdogan das Land insgesamt in Acht und Bann zu legen“. „Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Die Demokraten in der Türkei dürfen nicht den Eindruck gewinnen, wir würden sie fallen lassen“, so Weil.