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US-Diplomat: Trump könnte von Erdogan lernen

Der ehemalige langjährige US-Diplomat Matthew Bryza hat in einem Beitrag auf der Webseite der in Washington ansässigen US-Denkfabrik Atlantic Council das Gesundheitssystem der Türkei und Ankaras Strategie im Zuge der weltweiten Corona-Pandemie gelobt. 

(Archivfoto: AA)
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Washington – Der ehemalige langjährige US-Diplomat Matthew Bryza hat das Gesundheitssystem der Türkei und Ankaras Strategie im Zuge der weltweiten Corona-Pandemie gelobt.

„Die Türkei mag einen Weg gefunden haben, die Wirtschaft teilweise – oder sogar weitgehend – offen zu halten und gleichzeitig COVID-19 zu bändigen, aber es ist noch ein weiter Weg zu gehen. Angesichts der Tatsache, dass US-Präsident Donald J. Trump Präsident Erdoğan anscheinend aufrichtig bewundert, kann er vielleicht etwas von seinem harten Amtskollegen in Ankara lernen“, schrieb Bryza in einem veröffentlichten Beitrag auf der Webseite der in Washington ansässigen US-Denkfabrik Atlantic Council.

Zu Beginn hätte es so ausgesehen, als ob Ankara die sich anbahnende Pandemie nicht ernst nehme und kostbare Zeit vergeuden würde. Allerdings habe die Regierung bereits am 15. März, also nur zwei Tage nach Bekanntwerden des ersten Infektionsfalls und zwei Tage vor dem ersten Todesopfer in Verbindung mit dem Virus, einen schon im vergangenen Jahr veröffentlichten Pandemie-Plan voll umgesetzt, so Bryan weiter. 

Im April 2019 wurde vom türkischen Gesundheitsministerium ein detaillierter 229-seitiger Plan veröffentlicht, in dem die Vorkehrungen gegen eine mögliche Pandemie dargelegt wurden. Offizielle Institutionen wurden angewiesen, strenge Hygienevorschriften einzuhalten und besondere Maßnahmen für den Fall eines epidemischen Notfalls oder einer globalen Pandemie zu ergreifen.

Bryza:

„Bisher scheint diese Strategie zu funktionieren. Anders als in Madrid oder in der Lombardei oder in New York City war das türkische Gesundheitssystem nie von COVID-19-Patienten überfordert. Und die steilste Coronavirus-Infektionskurve der Welt nimmt jetzt rapide ab. Darüber hinaus hat die türkische Wirtschaft die verheerenden Schließungen vermieden, die in den Vereinigten Staaten und im größten Teil Europas zu beobachten waren.“

Auch die Zahlen sprächen für den „relativen Erfolg der risikoreichen Strategie Ankaras bei gleichzeitiger Umsetzung begrenzter Schließungen sowie sozialer Distanzierung, Tests und Rückverfolgung“, betont Bryza.

Nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität lag die Sterblichkeitsrate von COVID-19 in der Türkei (das Verhältnis der Todesfälle zu den Gesamtfällen) am 26. Mai bei 2,8 Prozent. Zum Vergleich: 5,9 Prozent in den Vereinigten Staaten, 12,2 Prozent in Spanien, 14,1 Prozent im Vereinigten Königreich (UK), 14,3 Prozent in Italien und 15,5 Prozent in Frankreich. Unterdessen hat die Türkei 5,27 Todesfälle pro 100.000 Bürger zu beklagen. Die entsprechende Statistik für die Vereinigten Staaten liegt bei 29,87, für Frankreich bei 42,35, für Italien bei 54,25, für das Vereinigte Königreich bei 55,46 und für Spanien bei 61,54.

(Foto: tccb)

Matthew Bryza ist leitender Mitarbeiter des Atlantic Council Global Energy Center. Er diente über zwei Jahrzehnte lang als US-Diplomat, unter anderem als US-Botschafter in Aserbaidschan und stellvertretender Sekretär für europäische und eurasische Angelegenheiten. Sie können ihm auf Twitter @BryzaMatthew folgen.

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