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Militäroffensive in Syrien
Kommentar: Türkei verhandelt Deals nur mit Staaten aus, nicht mit Terroristen

Was haben die YPG-Schergen in Deutschland, in Europa, samt deutschen Medien, der Türkei nicht alles vorgeworfen! Mit der türkischen Offensive in Syrien sorgte man sich plötzlich über ein erneutes Erstarken des IS, weil die SDF bzw. YPG aufgrund des Kampfes gegen einen Schurkenstaat Zehntausende Anhänger der Terrormiliz nicht mehr sicher in Gewahrsam halten könne. Ein Kommentar.

(Foto: pixa)
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Ein Gastkommentar von Nabi Yücel

Was haben die YPG-Schergen in Deutschland, in Europa, samt deutschen Medien, der Türkei nicht alles vorgeworfen! Mit der türkischen Offensive in Syrien sorgte man sich plötzlich über ein erneutes Erstarken des IS, weil die SDF bzw. YPG aufgrund des Kampfes gegen einen Schurkenstaat Zehntausende Anhänger der Terrormiliz nicht mehr sicher in Gewahrsam halten könne.

Erst sollen es Hunderte von ihnen gewesen seien, berichteten die Propaganda-Newsticker der YPG angeführten „Syrian Democratic Forces“ (SDF), die dann in Windeseile auch in europäischen Lettern Einzug erhielten. Die türkische Offensive in Nordsyrien mache es den „Kurdenmilizen“ zunehmend schwer, die Gefangenen unter Kontrolle zu halten, hieß es denn in deutschen Leitmedien.

Daraus wurden erst 800 IS-Gefangene, später Zehntausende, um dann im Nachgang die Zahl der Kämpfer der Terrormiliz auf eine überschaubare zweistellige Zahl herunterzukorrigieren. Dagegen stieg die Zahl der Mitgefangenen, also die der Nachkommenschaft nebst obligatorischen vier Ehefrauen, rasant an.

Jetzt muss man sich natürlich die Frage stellen, weshalb die von den USA hochgerüstete und mit dreistelligen Millionenbeträgen unterstützte YPG es nicht geschafft hat, einige lausige IS-Kämpfer, die zudem entwaffnet waren, samt Frauen und Kinder in Schach zu halten, wenn man selbst die Zahl der YPG/SDF-Kämpfer mit 60.000 angibt. Wären im Schnitt ja 75 hochgerüstete, hoch motivierte YPG-Milizionäre, die jeweils einen unbewaffneten IS-Kämpfer hätten bewachen können.

Jedenfalls eröffnete die Türkei ihre Offensive gegen die YPG im Standgas mit 6 gepanzerten Bataillonen und zusätzlich mit rund 16.000 Milizen der syrischen Rebellenarmee. Macht summa summarum rund 22.000 Mann, die angeblich gegen 60.000 hoch motivierte Männer und Frauen hätten vorgehen müssen. Es muss doch eigentlich einem schon weh tun, innerhalb von neun Tagen trotzdem die Fahnen einzurollen und die Weite zu suchen; und dabei auch noch die IS-Kämpfer freizulassen.

Ist ja nicht so, dass die Türkei die YPG nicht vorgewarnt hätte, sich aus den ausgewiesenen Gebieten zu verdrücken. Man wollte nicht darauf hören oder etwaige Sicherheitsvorkehrungen für die gefangenen IS-Kämpfer und deren Brut treffen. Stattdessen wurde martialistisch Gas gegen die Offensive gegeben, erklärte, Nordsyrien werde zum Vietnam der Türken. Was passierte? Der Motor wurde abgewürgt; so sieht es aus und nicht anders.

Jetzt kommen wir doch auf diese Schnappsidee zurück, die Türkei hätte im Grunde die Freilassung der IS-Kämpfer in Nordsyrien zu verantworten! Wie gesagt, wer es nicht schafft mit einer schlagfertigen und zahlenmäßig dreimal so überlegenen Guerillaarmee „Angreifer“ abzuwehren, der schafft es auch nicht, eine dreistellige Zahl von unbewaffneten IS-Kämpfern in Schah zu halten.

Nun, da die Milchmädchenrechnung der YPG nicht aufgegangen ist, kommen wir doch nun zum Kern der Frage, wer mit wem Deals ausgehandelt hat und wer wem freien Abzug gewährte. Meinte man, wir kommen euch nicht auf die Schliche, wir sind blöd, die Welt ist blind? Hat denn die YPG/SDF selbst keine schmutzige Deals mit den IS ausgehandelt? Was ist mit den rund 4.000 IS-Kämpfer samt Brut und darunter einigen der berüchtigtsten Verbrecher, denen man 2017 in Rakka freies Geleit zugesichert hat?

(Screenshot/heise.de)

Räumte die US-geführte Anti-IS-Koalition später nicht selbst ein, in Rakka und in vielen anderen Städten solche schmutzigen Deals mit IS-Kämpfern ausgehandelt und dafür Sorge getragen zu haben, dass sie, die IS, bis an die Zähne bewaffnet z.B. in Rakka mitsamt ihren 3.500 Familienmitgliedern die Stadt sicher und unbehelligt verlassen konnten? Warum hat man eine hoch motivierte halsabschneidende Miliz eigentlich ziehen lassen? Um später der Türkei den eigenen Dilettantismus unterzujubeln?

Die Türkei verhandelt Deals nur mit Staaten aus, nicht mit Terroristen. Terroristen verhandeln aber mit Terroristen, manchmal ziehen sie auch am gleichen Strang. Aber, dass die deutschen Medien jetzt gleichgeschaltet dasselbe hinausposaunen, was die Propaganda-Medien der YPG/PKK von sich geben, ist eine neue Qualität der neutralen Berichterstattung.


Dieser Kommentar gibt die Meinung des Autors wieder und stellt nicht zwingenderweise den Standpunkt von nex24 dar.


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