Istanbul (nex) – Zum ersten Mal veranstaltet Istanbul ein Filmfestival, bei dem Dutzende kurdischer Filme gezeigt werden. Einige der Filme schildern die Unterdrückung der kurdischen Bevölkerung durch ehemalige türkische Regierungen, andere beschäftigen sich mit sozialen Fragen der Kurden auf der ganzen Welt.
„Es ist sehr aufregend, zum ersten Mal zum Festival nach Istanbul zu kommen“, so der iranische Regisseur Kaveh Moeinfar gegenüber der kurdischen Nachrichtenagentur Rudaw.
Er verwies dabei auf die Erfolge des Festivals, das kurdische Schauspieler, Regisseure und Produzenten aus der ganzen Welt versammelt. Das Mezopotamya Cinema Collective sponsert dieses Filmfestival, das am Mittwoch begann und bis Sonntag dauert. Es werden rund 30 Filme aufgeführt.
Einer der Filme, der auf dem Festival gezeigt wird, “14 Temmuz”, erzählt die Geschichte von Kurden und Linken, die nach dem Militärputsch von 1980 im Gefängnis von Diyarbakir festgehalten und gefoltert wurden. Eine Vorführung des Films wurde Ende letzten Jahres in Sulaimani, eine Stadt in der kurdischen Autonomieregion im Irak, verboten.
Millionen von Kurden leben in Istanbul. Der kurdische Direktor, Hasim Aydemir, nennt Istanbul “die Stadt, die die Mehrheit der Kurden umfasst“. Aydemir bezeichnete das Festival als „sehr großen Schritt“ und hofft auf bessere Dinge in der Zukunft.
Im Jahre 2013 startete die türkische Regierung einen Friedensprozess (“çözüm süreci”) mit der PKK, um den jahrzehntelangen Konflikt mit der Terrororganisation zu beenden. Bereits 2005 brach der damalige Ministerpräsident Erdogan ein Tabu, indem er bei einem Besuch der mehrheitlich von Kurden bewohnten Provinz Diyarbakir als erster Regierungschef seines Landes von einem „Kurdenproblem“ sprach.
Nur durch Schaffung von Wohlstand und den Ausbau der Demokratie könne dieses Problem gelöst werden, so Erdogan damals. Das Militär und die Opposition kritisierten Erdogan für seine Worte und warfen ihm vor, die Einheit des Landes zu gefährden.
Anfang 2009 ging der erste kurdische TV-Sender der Türkei auf Sendung und Erdogan schlug sogar vor, kurdische Ortsnamen für Dörfer wieder einzuführen. Zudem durften Politiker bei Wahlkämpfen auch auf Kurdisch um Stimmen werben und an Universitäten entstanden kurdische Sprachinstitute.
Der Prozess brach jedoch im Jahr 2015 zusammen, als die PKK ihren 30-jährigen bewaffneten Kampf gegen den türkischen Staat wieder aufnahm. Die Terrororganisation befürchtete einen Machtverlust durch den Demokratisierungsprozess und einen „fehlenden Feind“, so Beobachter des Konflikts.
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