Islamfeindlicher Terrorismus ist ein Versuch, unsere Gesellschaft zu spalten
Von Yasin Baş
Die hinterhältigen Anschläge auf Muslime und ihre Gotteshäuser in Christchurch/Neuseeland rufen weltweit tiefe Bestürzung hervor. Dieser rassistische Massenmord, diese islamfeindliche Schandtat, die weder im Namen einer politischen Ideologie noch in der christlichen Religion begründet sein kann, wie von den Tätern intendiert, ist ekelerregend und klar zu verurteilen.
Terrorismus widerspricht allen religiösen Lehren. Und Politik sollte ebenso eine Umgangsform sein, sich verbal auseinanderzusetzen.
Dieses Massaker trifft uns alle zusammen
Dieses Massaker ist nicht nur gegen Muslime gerichtet, sondern trifft neben der neuseeländischen Demokratie auch das friedliche und gemeinsame Zusammenleben aller Menschen. Die Tat beabsichtigt, Zwietracht zu schüren, die offene sowie tolerante Gesellschaft zu spalten und die Menschen gegeneinander aufzuhetzen. Die Tat bezweckt ferner, den Frieden in der Welt zu schänden und Hass zu säen. Und diese Tat verfolgt nicht zuletzt, unsere gemeinsamen Werte zu zerstören.
Politik, Medien und Zivilgesellschaft sind mehr gefordert als zuvor
Politik, Medien und zivilgesellschaftliche Organisationen sind mehr denn je gefordert, sich entschlossener gegen Rassismus, Islamfeindlichkeit und Diskriminierung zu erheben. Die hetzerische Stimmung gegenüber manchen gesellschaftlichen Gruppen nimmt in den letzten Jahren – auch und insbesondere in Europa – weiter zu. Die Etablierung rechtspopulistischer und rassistischer Parteien, islamfeindlicher Mainstream-Akteure sowie sogenannter islamkritischer Journalisten, die immer mehr Platz in der gesellschaftlichen Mitte finden, weist leider nicht in eine hoffnungsvolle Zukunft.
Sicherheitsbehörden müssen Schutz und Vertrauen schaffen
Zugleich sind unsere Behörden mehr denn je gefordert, Sicherheit und Vertrauen herzustellen. Denn nicht zuletzt die rechtsterroristischen Morde des sogenannten „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) in Deutschland oder sehr dubiose V-Leute bzw. Kontaktpersonen im Umfeld sogenannter „islamistischer“ Täter zeigen immer wieder, dass auf diesem Feld noch viele Fragen unbeantwortet sind.
Einen Beauftragten für Islamfeindlichkeit
Überdies ist es beunruhigend, dass trotz steigender Übergriffe auf Moscheen und muslimische Mitbürger immer noch keine ausreichenden Konzepte dagegen existieren. Wie wäre es zum Beispiel, dass es neben dem jetzigen Beauftragten für Antisemitismus auch das Amt eines Beauftragten der Bundesregierung für Islamfeindlichkeit (Islamophobiebeauftragten) zu schaffen? Außerdem muss schließlich die Frage öffentlich erörtert werden, ob Moscheen genauso wie Synagogen besonders durch unsere Polizei geschützt werden müssen. Der Zeitpunkt für einen flächendeckenden Objektschutz von Moscheen scheint sogar überschritten und somit dringend erforderlich.
Jede Art von Gewalt muss aufs Schärfste verurteilt und mit allen rechtsstaatlichen Mitteln geahndet werden. Dieser Massenmord und deren Hintergründe mit all ihren verzweigten Netzwerkstrukturen müssen dringend lückenlos aufgeklärt werden. Das ist man nicht nur den Opfern und deren Hinterbliebenen schuldig. Das ist auch im Sinne unserer offenen und toleranten Gesellschaft und unserer Demokratie überaus bedeutend.
Yasin Baş ist Politologe, Historiker, Autor und freier Journalist. Zuletzt erschienen seine Bücher: „Islam in Deutschland – Deutscher Islam?” sowie „nach-richten: Muslime in den Medien”.
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