London (nex) – Der ermordete Journalist Jamal Khashoggi war im Begriff, einige detaillierte Informationen über Saudi-Arabiens Einsatz chemischer Waffen im Jemen zu enthüllen, wie ein britisches Boulevardblatt am Sonntag berichtete.
Zudem habe Großbritannien schon Wochen vor der Tötung Khashoggis im saudischen Konsulat in Istanbul von den Plänen erfahren, so das Blatt weiter.
Laut Sunday Express habe „ein Mitglied des königlichen Kreises“ die Entführung von Khashoggi angeordnet.
In dem Bericht der Boulevardzeitung, der vom diplomatischen Redakteur Marco Giannangeli verfasst wurde, heißt es, dass die britischen Geheimdienste „zunächst darauf aufmerksam gemacht wurden, dass in der ersten Septemberwoche, etwa drei Wochen bevor Herr Khashoggi am 2. Oktober in das Konsulat kam, „etwas vor sich ging“, obwohl es mehr Zeit brauchte, bis andere Details bekannt wurden“.
„Diese Details beinhalteten primäre Befehle, Herrn Khashoggi zu fassen und ihn zur Befragung nach Saudi-Arabien zurückzubringen. Allerdings schien die Tür für alternative Abhilfemaßnahmen zu dem, was als großes Problem angesehen wurde, offen zu bleiben“, sagte die namentlich nicht genannte Quelle dem Boulevardblatt, unter Berufung auf Informationen des britischen Government Communications Headquarters (GCHQ).
Das Government Communications Headquarters ist eine britische Regierungsbehörde, die sich mit Kryptographie, Verfahren zur Datenübertragung und der Fernmeldeaufklärung befasst. Die anderen Nachrichtendienste Großbritanniens, MI5 und MI6, benutzen vorwiegend nichttechnische Methoden zur Nachrichtengewinnung.
„Wir wissen, dass die Befehle von einem Mitglied des königlichen Kreises kamen, haben aber keine direkten Informationen, um sie mit Kronprinz Mohammad bin Salman zu verbinden“, zitierte der Artikel die Quelle weiter.
Der britische Geheimdienst MI6 habe die saudi-arabischen Kollegen gewarnt, die Mission abzubrechen, dies sei jedoch ignoriert worden.
„Am 1. Oktober wurden wir auf die Reise einer Gruppe nach Istanbul aufmerksam, zu der auch Mitglieder des GID, (dem saudi-arabischen Geheimdienst al-Muchabarat al-‚Amma as-Sa’udia) gehörten, und es war ziemlich klar, was ihr Ziel war“, sagte die Nachrichtenquelle der Boulevardzeitung.
Nachdem Saudi-Arabien jegliche Kenntnis über den Verbleib des Journalisten geleugnet hatte, gab Riad letzte Woche zu, dass der Journalist im saudischen Konsulat in Istanbul getötet worden war.
Chemische Waffen im Jemen
Laut dem Artikel habe Khashoggi vorgehabt, „dokumentarische Beweise“ zu veröffentlichen, die belegten, dass Saudi-Arabien in seinem Stellvertreterkrieg im Jemen chemische Waffen benutzt habe, zitiert das Blatt einen namentlich nicht genannten Freund Khashoggis.
„Ich traf ihn eine Woche vor seinem Tod“, zitiert Sunday Express den Freund, einen „Wissenschaftler aus dem Nahen Osten“. „Er war unglücklich und er war besorgt“, so der Freund weiter.
„Als ich ihn fragte, warum er sich Sorgen machte, wollte er nicht wirklich antworten, aber schließlich sagte er mir, er werde Beweise dafür erhalten, dass Saudi-Arabien chemische Waffen benutzt habe“, zitiert das Blatt den Freund weiter.
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