Sevilla (nex) – Sevilla ist die Hauptstadt Andalusiens und die viertgrößte Stadt Spaniens. Sie befindet sich inmitten einer fruchtbaren Ebene am Ufer des Río Guadalquivir und ist eine der heißesten Städte Europas. Im Sommer sind 48 Grad Celsius keine Seltenheit.
Die Stadt spiegelt für viele Menschen das „klassische Spanien“ wider, angefangen vom äußeren Erscheinungsbild über die Mentalität der Einwohner bis hin zur Aufmachung der großen Feste. Dazu gehört auch das Hauptfest der Stadt, die Feria de Abril, die sechs Tage andauert und bei der auf den Straßen kräftig gesungen und getanzt wird. Auch das christliche Fest in der Semana Santa, der Osterwoche, ist eines der eindrucksvollsten Feste Spaniens.
Bekannt ist die Stadt jedoch nicht nur aufgrund ihrer Feste, sondern auch aus zahlreichen berühmten Opern, die in der Stadt spielen, wie Mozarts „Don Juan“ und „Figaros Hochzeit“, Rossinis „Barbier von Sevilla“ und Bizets „Carmen“. Kulturbegeisterte Besucher, die in die Stadt kommen, sind nie enttäuscht, obgleich sie in Sevilla keine atemberaubenden Bauten aus der maurischen Zeit vorfinden, wie etwa in Granada und Córdoba. Dafür ist die Verbindung von maurischer und christlicher Baukunst in kaum einer anderen Stadt so vollendet, wie man sie hier anhand der Kathedrale und Alcázar bewundern kann.
Rückblick auf die Geschichte Sevillas
Die Stadt geht wohl auf eine iberische oder phönizische Gründung zurück, denn bereits bevor 205 vor Christus die Römer kamen und die „Colonia Iulia Romula“ zur bedeutenden Hafenstadt machten, existierte die kleine Siedlung Hispalis. Von den Vandalen und Westgoten im 5. Jahrhundert zeitweise als Hauptstadt übernommen, wurde Sevilla 712 von den Mauren erobert.
Diese „Ichbilija“ genannte Hafenstadt wurde ab 1147 von den Almohaden beherrscht, unter deren Machthabern Jûsuf Abu Ja’kub und Ja’kub Ibn Jûsuf zwischen 1163 und 1198 prachtvolle Bauten errichtet wurden und die Wirtschaft derart prosperierte, dass Sevilla teilweise mehr Einwohner verzeichnete als Córdoba.
1248 wurde Sevilla unter Ferdinand III. von Kastilien zurückerobert.
Dieser machte die Stadt kurzzeitig zu seiner Residenz. Die Wichtigkeit Sevillas wuchs mit der zunehmenden Seefahrt und, als Kolumbus von seiner ersten Entdeckungsreise zurückkehrte, landete er hier in Sevilla, wo ihm ein großer Empfang bereitet wurde. Anschließend wurden auch die Reisen von Amerigo Vespucci und Magellan hier vorbereitet und gestartet, so dass sich Sevilla innerhalb kurzer Zeit zur wichtigsten Hafenstadt Spaniens mauserte und die Monopolstellung im Überseehandel inne hatte.
Doch mit dem Verlust der spanischen Kolonien sank auch Sevillas Stern und bis heute blieb ein erneuter wirtschaftlicher Aufschwung aus. Nicht einmal die EXPO ’92 konnte eine Verbesserung herbeiführen.
Sehenswürdigkeiten:
Was Sevilla seinen Besuchern zu bieten hat
Inmitten der Stadt liegen die Wahrzeichen „Alcázar“ und die „Catedral de Santa María de la Sede“. Zwischen 1402 und 1506 wurde die berühmte Kathedrale errichtet. Sie ist 74 Meter breit, 40 Meter hoch und 117 Meter lang. Bis heute konnte das großzügig verzierte Gebäude, das damals als größter Dombau galt, erhalten werden.
Der berühmteste Gebäudeteil ist wohl die „Wetterfahne“, die Giralda mit ihren 97 Metern Höhe, die das Minarett der maurischen Moschee war, das auf römischen Sockeln errichtet wurde und inzwischen Wahrzeichen der Stadt ist.
Erst 1568 wurde ein Glockenturm aufgesetzt, auf dem die vier Meter hohe Windfahne, der Giraldillo thront und den Turm noch gigantischer wirken lässt. Durch die Puerta del Perdón im Patio de los Naranjos, dem Orangenhof, der von der maurischen Moschee übernommen wurde, gelangt man ins Innere der Kathedrale. Im Hof fällt vor allem der noch aus westgotischen Zeiten stammende achteckige Brunnen auf, der später für die islamischen Waschungen genutzt wurde sowie die Puerta del Perdón, deren bronzene Torplatten noch aus maurischer Zeit stammen, die Verzierungen wurden allerdings erst später angefügt.
Der Kirchenraum selbst ist fünfschiffig angelegt und sicher eines der eindrucksvollsten Zeugnisse der spanischen Gotik mit seinen zahlreichen Kunstwerken. Bemerkenswert ist vor allem das gotische Chorgestühl, das eines der wenigen noch erhaltenen seiner Art aus der spanischen Gotik ist.
Doch auch der Retablo in der Capilla Mayor sollte auf keinen Fall ausgelassen werden. Er ist mit seinen 23 Metern Höhe und 20 Metern Breite das größte geschnitzte Altarbild der Welt.
Hinter der Capilla Mayor befindet sich die Capilla Real, in der Ferdinand III. und seine Frau sowie ihr Sohn Alfons X. bestattet sind. Zudem findet man hier in der Apsis einen silbernen Reliquienschrein Ferdinands sowie einen Altar mit der Virgen de los Reyes, der Schutzpatronin Sevillas aus dem 13. Jahrhundert.
Über diese Kapelle gelangt man in die Sakristei „Sacristía Mayor“, einem Prachtraum aus dem 16. Jahrhundert, in dem der Kirchenschatz aufbewahrt wird, zu dem unter anderem der silberne Schlüssel von Sevilla gehört. Der Sacristía Mayor schließt sich die Sacristía de los Cálices an, mit zahlreichen Kunstschätzen berühmter Maler wie Goya, Morales und Murillo, die schließlich zu einem Grabdenkmal Kolumbus’ führt, bei dem aber strittig ist, ob der berühmte Entdecker tatsächlich darin begraben liegt.
Das Schloss Alcázar
Südöstlich der Kathedrale liegt der Alcázar, der sowohl den maurischen als auch den christlichen Königen als Schloss diente und in seiner heutigen Form wesentlich im 14. Jahrhundert gestaltet wurde. Über mehrere wunderschön gestaltete Innenhöfe gelangt man vorbei an der Kammer, die früher für den Handel mit der Neuen Welt zuständig war, über eine prunkvolle Treppe zu den Gemächern der Katholischen Könige.
Wer nicht nach rechts die Treppe hinaufsteigt, sondern gen Süden hochgeht, erkennt den eigentlichen Palast, in den der Besucher über einen engen Gang gelangt. Dieser führt zunächst in den Patio de las Donacellas, den Mädchenhof, der den Mittelpunkt des Palastes bildet.
Im maurischen Stil gehalten verzückt dieser durch seine verspielten Dekore und die vielen Marmorsäulen, die rundherum Bögen spannen. Von hier aus geradeaus weiter tritt man in den Gesandtensaal, den Salón de Embajadores, der der älteste und zugleich schönste erhaltene Saal des Alcázars ist, dank der Schmuckfriese und goldenen Schriftzüge sowie der Decke aus Zedernholz.
Besonders sehenswert sind hier im Alcázar die Gemächer Karls V. sowie die von ihm angelegten Gärten mit den unterirdischen Badeanlagen und Grotten. Im Alcázar werden regelmäßig Führungen angeboten, bei denen die meisten Räume betretbar sind. Die Gäste bekommen außerdem erklärt, welche Könige wo residierten.