Washington, D.C. (nex) – Medien in den USA rechnen damit, dass das Massaker an Besuchern eines vorwiegend von Angehörigen der LGBT-Community frequentierten Nachtklubs im US-amerikanischen Orlando (FL), das am Sonntagmorgen mindestens 50 Tote und 53 Verletzte zur Folge hatte, das Rennen um die Präsidentschaft massiv beeinflussen könnte.
Der designierte republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat den amtierenden Präsidenten Barack Obama zum Rücktritt aufgefordert, weil dieser in seinen bisherigen Reaktionen auf die Bluttat den „radikalen Islam“ nicht beim Namen genannt habe. Obama hatte im Zusammenhang mit dem Massenmord, dessen Täter nach bisherigen Erkenntnissen ein 29-jähriger Sohn afghanischer Einwanderer war, der im Schusswechsel mit der Polizei den Tod fand, von einem „Akt des Terrors und Akt des Hasses“ gesprochen.
Gegenüber der israelischen Tageszeitung Haaretz geht der frühere Botschafter Israels in den USA und heutige Knesset-Abgeordnete Michael Oren davon aus, dass US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump von der Bluttat massiv profitieren wird. „Wäre das Motiv Hass gegen die LGBT-Community gewesen, hätte Hillary Clinton davon profitiert“, erklärte Oren. „Seit sich jedoch abzeichnet, dass dschihadistischer Islam das Motiv gegeben hat, wird die Tat Donald Trump nützen.“
Während Trump unmittelbar nach Verlautbarung der ersten Fakten über die Tat auf den mutmaßlichen Täter auf dessen muslimisch klingenden Namen, die afghanische Herkunft und dessen mutmaßliche Terrorkontakte hinwies, zeigte sich die designierte Kandidatin der Demokraten, Hillary Clinton, sehr vorsichtig und „verurteilte, aber sagte nicht, was sie verurteilt“. Es sei damit zu rechnen, dass sie den Vorfall nutzen werde, um für restriktivere Waffengesetze zu werben. Insgesamt rechne Oren damit, dass Orlando, bekannt unter anderem für die Disneyworld, auch als Tourismusziel Schaden nehmen werde.
Der mutmaßliche Täter hatte sich in einem Anruf bei den Sicherheitskräften während der Tat zur Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) bekannt und dieser wiederum in einer Erklärung die Verantwortung für die Tat übernommen. Es ist jedoch nach bisherigen Erkenntnissen ungewiss, ob und inwieweit der 29-Jährige tatsächlich Kontakte zu Angehörigen der Terrormiliz hatte. Ein unbeschriebenes Blatt war Omar Mateen, der mutmaßliche Täter, bei den US-Behörden jedenfalls nicht.
Bereits 2013 und 2014 untersuchte das FBI mögliche Kontakte Mateens zu Daesh oder anderen extremistischen oder terroristischen Gruppen. Vor drei Jahren soll der mutmaßlich für das Blutbad vom Sonntagmorgen Verantwortliche durch radikale Äußerungen gegenüber Arbeitskollegen, in denen er mit vermeintlichen Terrorverbindungen geprahlt haben, die Aufmerksamkeit der Sicherheitsbehörden auf sich gezogen haben.
Das FBI will Mateen in diesem Zusammenhang zweimal verhört haben, dazu noch mit Zeugen gesprochen, Überwachungsmaßnahmen durchgeführt und Hintergrundchecks durchgeführt haben. Die Behörden seien jedoch nach eigenen Aussagen damals nicht in der Lage gewesen, den Wahrheitsgehalt vermeintlichen Aussagen zu verifizieren.
Später soll Mateen noch einmal im Zusammenhang mit Moner Mohammad Abusalha, dem ebenfalls aus Florida stammenden ersten US-Bürger, der in Syrien ein Selbstmordattentat ausgeführt haben soll, über seine Kontakte zu diesem befragt worden sein. „Unseren Erkenntnissen nach war der Kontakt minimal und stellte zu jener Zeit keine substanzielle Beziehung oder Bedrohung dar“, hieß es vonseiten eines Behördensprechers gegenüber US-Medien. Ähnlich wie die extreme Rechte in den 1990er Jahren hat der IS im Westen ein System des „Terror-Franchisings“ eingerichtet.
So genannte „Lone Wolf“-Attentäter, die besonders grausame Bluttaten begehen, können sich auf die Terrormiliz berufen und diese übernimmt im Gegenzug die Verantwortung dafür. Religiös war Omar Mateen dem Vater und der Ex-Frau zufolge nicht, die Angehörigen berichten lediglich von einem Wutausbruch, nachdem sich ein homosexuelles Paar in Gegenwart seiner damaligen Frau und seines Kindes geküsst hätten.