Damaskus (nex) – Je mehr sich die Lage im syrischen Bürgerkrieg zu beruhigen beginnt, umso öfter melden sich Angehörige der alawitischen Volksgruppe in Syrien zu Wort, die einen politischen Transformationsprozess im Land fordern und sich eine Zukunft des Landes nur ohne den amtierenden Präsidenten Bashar al-Assad vorstellen können.
Hatte der Bürgerkrieg noch dazu geführt, dass sich die etwa 15 Prozent der syrischen Bevölkerung umfassende und in Staat und Politik einflussreiche Minderheit einer schiitisch und mystisch inspirierten Geheimreligion angesichts von Massakern durch Rebellen sowie Völkermorddrohungen und Fatwas extremistischer Geistlicher hinter den ebenfalls alawitischen Präsidenten Assad scharte, bricht die Aussicht auf eine Verständigung die Fronten auf.
Wie die „Welt“ berichtet, haben nun auch mehrere in Syrien lebende Politiker, Geistliche, Beamte und Militärs aus der alawitischen Community eine Erklärung veröffentlicht, in der eine säkulare Verfassung und „eine Charta grundlegender Prinzipien und Verhaltensregeln gegen konfessionelle Konflikte“ gefordert wurde.
„Die herrschende politische Macht, wer auch immer sie verkörpert, repräsentiert uns nicht und bestimmt nicht unsere Identität und garantiert weder unsere Sicherheit noch unser Ansehen“, soll es in der Erklärung heißen. Die derzeitige Regierung Assads wurde als „totalitär“ bezeichnet und es wurde eine Entfernung der derzeitigen Eliten aus ihren Ämtern gefordert. Die Verfasser, die anonym bleiben wollten, sollen mehrere angesehene Familien und selbst hochrangige Militärs umfassen. Etwa 40 Prozent der alawitischen Community sollen denken wie sie.
Zwar sei an einen sofortigen Rücktritt Assads nicht zu denken, ein Transformationsprozess, an dem alle Volksgruppen beteiligt würden, sollte jedoch den Weg zu einem Wechsel an der Staatsspitze frei machen. Weder vom Westen noch von Russland, das stets deutlich gemacht hatte, dass es Moskau nicht um Assad als Person gehe, sei mit keinen grundlegenden Einwänden zu rechnen, glauben die Initiatoren der Erklärung.
Die Träger der so genannten „Identitätsinitiative“ erklärten, sie könnten sich durchaus auch einen Sunniten als Präsidenten vorstellen, da diese Bevölkerungsgruppe die Mehrheit im Land stelle. Allerdings dürfe es auch keine Lösung ohne oder auf Kosten der Alawiten geben. Ein Nachfolger Assads könnte fürs Erste aus den Reihen der Armee kommen.