Riad (nex) – Nachdem die saudische Strategie, mittels ungebrochener Ölförderung trotz sinkender Weltmarktpreise Konkurrenten aus dem Markt treiben zu wollen, nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat, beginnt man in der Regierung der Golfmonarchie zunehmend umzudenken.
Die Gewissheit, dass eine weitere alleinige Abhängigkeit des Staatshaushalts vom Ölexport auch für die noch größte Ölmacht der Welt keine ausreichende Zukunftsstrategie mehr darstellen kann, zwingt auch die Saudis, nach Alternativen zu suchen.
In diesem Zusammenhang, so berichtet der Mediendienst „Bloomberg“, soll nun ein neuer Staatsfonds gegründet werden. Dieser könnte auf Grund seines Umfangs sogar zum größten der Welt werden. Dazu soll der staatseigene Ölförderkonzern an die Börse gebracht werden. Eine Öffnung des eigenen heimischen Marktes würde eine wesentliche Abkehr vom bisherigen wirtschaftspolitischen Paradigma bedeuten, die staatliche Kontrolle über die wirtschaftlichen Schlüsselsektoren zu erhalten.
Eine umfassende Liberalisierung stellt der Schritt jedoch nicht dar. So habe der stellvertretende Kronprinz Mohammed Bin Salman Bloomberg zufolge erst einmal nur angekündigt, den Staatskonzern Saudi Aramco im Jahr 2017 oder 2018 an die Börse zu bringen. Private Investoren könnten dann bis zu fünf Prozent der Anteile erwerben, den Rest würde Riad weiter in Eigenregie verwalten: mithilfe des noch zu schaffenden Staatsfonds. Dieser soll auch die Diversifizierung der saudischen Wirtschaft finanziell unterstützen, die mit Blick auf die Zukunft angestrebt wird.
Als 2014 im Jahr der Ukrainekrise parallel zu den Sanktionen gegen die Russische Föderation auch noch die Ölpreise an den Weltmärkten abzustürzen begannen, versuchte Saudi-Arabien durch eine Strategie des Überschwemmens der Handelsplätze mit Öl zu Schleuderpreisen zum einen den Konkurrenten Russland zu schädigen, dessen Staatshaushalt unter den sinkenden Ölpreisen zu leiden begann, zum anderen wollte man zudem auch die gefährliche Konkurrenz in Gestalt US-amerikanischer Frackingunternehmen aus dem Markt drängen, deren Kostenvorteile durch den Ölpreisverfall dahinschmolzen und von denen deshalb immer mehr ihre Produktionstätigkeit zumindest vorübergehend einstellten. Mittlerweile herrscht ein Nervenkrieg darüber, wer als Erster die Förderung drosseln und damit sinkende Marktanteile verlieren würde.
Derzeit ist der norwegische Öl-Staatsfonds der weltgrößte, der einen Wert von aktuell 825 Milliarden US-Dollar umfasst. Der saudische Staatsfonds würde nach den Erwartungen der Regierung in Riad erst mal einen Gegenwert von zwei Billionen US-Dollar repräsentieren.