Den Haag (nex) – Der frühere Führer der bosnischen Serben im jugoslawischen Bürgerkrieg der 1990er Jahre, Radovan Karadzic, wurde zu 40 Jahren Haft verurteilt, nachdem ihn der Internationale Strafgerichtshof der Vereinten Nationen für das frühere Jugoslawien (ICTY) des Genozids in Srebrenica für schuldig befunden hatte.
Der mittlerweile 70-jährige Karadzic wurde in zwei Fällen des Völkermordes verurteilt sowie in je einem Fall der Verfolgung, Ausrottung und des Mordes als Verbrechen gegen die Menschlichkeit, des Mordes als Kriegsverbrechen sowie der Deportation, inhumaner Akte, des Terrors, ungesetzlicher Angriffe und der Geiselnahme. Freigesprochen wurde er hingegen von Genozidvorwürfen, die sieben andere Orte als Srebrenica betreffen, da dem Gericht für eine Verurteilung die Beweise nicht ausreichten.
Der ursprünglich als Psychiater tätige Karadzic wurde kurz vor dem Beginn des Desintegrationsprozesses Jugoslawiens im Jahre 1991 zum Führer der bosnischen Serben gewählt. Sein Militärchef Ratko Mladic wartet ebenfalls in Den Haag auf seinen Prozess auf Grund ähnlicher Vorwürfe. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Karadzic eine Terrorkampagne mit dem Ziel der ethnischen Säuberung eines Teils von Bosnien und Herzegowina organisiert hatte, indem er zwischen 1992 und 1995 orthodoxe Serben gegen muslimische Bosniaken und katholische Kroaten aufhetzte. Teil dieser Kampagne war rücksichtsloser Granaten- und Heckenschützenbeschuss von Sarajevo, Angriffe auf weitere Städte und der Genozid von Srebrenica, wo Einheiten, die unter dem Befehl von Karadzic standen, etwa 8000 bosnische Knaben und Männer töteten – dieses Massaker gilt als die schlimmste Gräueltat in Europa seit dem Holocaust.
Der Chefankläger am ICTY, Serge Brammertz, beschrieb den Karadzic-Prozess als den wichtigsten in der bislang 23-jährigen Geschichte des Tribunals.