Berlin (dts) – Adipositas wird von deutschen Ärzten oft zu spät diagnostiziert – mit fatalen Folgen für Krankenkassen und Patienten. Das ist das Ergebnis von Untersuchungen der Barmer GEK an ihren 3,5 Millionen Versicherten, über die das „Handelsblatt“ berichtet (Donnerstagausgabe). Unter Übergewicht leiden 51 Prozent der Männer und 43 Prozent der Frauen nach Ergebnissen des aktuellen Mikrozensus.
Jeder Dritte müsste aus medizinischen Gründen abnehmen. Trotzdem fand die Barmer heraus, dass nur bei elf Prozent der Versicherten Übergewicht überhaupt diagnostiziert wurde. Umso eifriger therapiert werden aber Folge- und Begleiterkrankungen wie Rücken- und Gelenkverschleiß, Bluthochdruck, Diabetes oder Herzkrankheiten. Das Geld, das die Krankenkassen bei der Therapie der Krankheitsursache Übergewicht sparen, legen sie doppelt und dreifach bei der Behandlung der meist chronisch verlaufenden Folgeerkrankungen drauf sehr zur Freude der Pharmaindustrie, die mit Medikamenten gegen chronische Erkrankungen bisher ein verlässlich wachsendes Geschäftsfeld hat. Nach den Untersuchungen der Barmer gibt es auch Anhaltspunkte dafür, dass operative Eingriffe mit dem Ziel den Magen zu verkleinern oder die Aufnahme eines Teil der aufgenommen Nahrung in den Körper zu verhindern in Deutschland zu spät vorgenommen werden. Durch solche Operationen können auch Folgeerkrankungen wie Diabetes geheilt werden – und dies kann dauerhaft zu niedrigeren Behandlungskosten führen. Vor einer Ausweitung der Operationen müsse allerdings geprüft werden, ob sich ähnliche Ergebnisse nicht auch durch eine konservative Therapie erzielen lassen, so Ursula Marschall, die medizinische Leiterin der Barmer GEK.