Halle (ots) – Im Fall der in Dessau-Roßlau getöteten Studentin Yangjie Li melden sich nun die Eltern des Tatverdächtigen zu Wort. „Ich kann es immer noch nicht fassen“, sagte die Mutter Ramona S. im Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung.
Mit „keiner Silbe“ habe sie ihren Sohn und seine ebenfalls tatverdächtige Verlobte bis zu ihrer Verhaftung verdächtigt. Ramona S. und ihr Mann sind beide Polizisten, Jörg S. leitet sogar das Polizeirevier in Dessau. Beide weisen den Verdacht der Manipulation des Ermittlungsverfahrens von sich. Ramona S. räumt zwar unter anderem ein, dass sie bei den Ermittlungen mitgeholfen hat und vom Leiter der Mordkommission über eine Vorladung ihres Sohnes informiert wurde.
Sie habe aber nur bei der Befragung von Zeugen geholfen. „Ich hatte weder zu den Akten, noch zu den Asservaten und Spuren Zugang“, sagte die Mutter dem Blatt. Der Stiefvater Jörg S. zeigt sich „enttäuscht“ über seine Vorgesetzten. Sie hätten ihm beschieden, die Situation sei für die Polizeidirektion schwierig. „Ich kann mich nicht erinnern, dass man mich gefragt hat, wie schwierig meine Situation ist“, so Jörg S.
Das Ehepaar bekundete sein Mitgefühl für die Familie Yangjie Lis, verweist aber auch auf die eigene Belastung. „Wir sind am Boden zerstört.“ Die Mordermittlungen beschäftigen derweil auch die Politik. Die Linksfraktion im Landtag kritisiert, dass die Staatsanwaltschaft „nicht immer professionell“ wirke und fordert Konsequenzen.
Es gebe Indizien, die auf „Desorganisation, zahlreiche Pannen, Behinderungen und mögliche Manipulationen“ hinweisen. „Der Generalstaatsanwalt sollte die Ermittlungen an sich ziehen, um jeglichen Verdacht vom Verfahren zu nehmen“, sagte die rechtspolitische Sprecherin der Linken, Eva von Angern, der Zeitung.