Kurden gegen die PKK: Stämme und Familien erheben das Wort gegen den Terror
Istanbul (nex) – Namhafte kurdische Familien und Stämme in der Osttürkei haben sich vor dem Hintergrund eskalierender Spannungen in der Türkei gegen eine Unterstützung der terroristischen PKK ausgesprochen.
So kamen am Mittwoch in der Stadt Derecik in der Provinz Hakkâri etwa 400 Angehörige des Gerdi-Stammes zusammen und gaben bekannt, dass von ihrer Seite keine Unterstützung für die wieder aufgeflammten Gewaltakte der terroristischen PKK zu erwarten wäre. Sie erklärten, dass stattdessen der türkische Staat und der Präsident der Autonomen Kurdenregion im Nordirak (KRG), Masoud Barzani, die legitimen Ansprechpartner für Anliegen der kurdischen Bevölkerung seien.
„Wir denken, dass die derzeitigen terroristischen Umtriebe den Menschen in der Region Schaden zufügen“, erklärte der Bürgermeister des Ortes, Ekrem Çetinkaya. Seinem Stamm sollen in Derecik und den umliegenden Dörfern 25 000 Personen angehören. Weitere 40 000 sollen im Nordirak leben. Die Position des Stammes sei in einer schriftlichen Erklärung niedergelegt worden, die an Barzani gesandt wurde. Auch die bekannte Unternehmerin Perinaz Yaman, gleichzeitig Oberhaupt einer prominenten Familie in der Provinz Batman, hat sich gegen den Terrorismus ausgesprochen und gegenüber der Zeitung „Daily Sabah“ ihre Enttäuschung über die prokurdische „Demokratische Partei der Völker“ (HDP) zum Ausdruck gebracht.
„Die HDP hatte gesagt, sie wolle Teil des Friedensprozesses werden und deshalb haben die Menschen ihr vertraut und ihr eine Chance gegeben“, so Yaman. „Wie auch immer: Die HDP hat die in sie gesteckten Erwartungen nicht erfüllt und das Vertrauen des Volkes missbraucht.“ Es treffe zu, dass die Kurden in der Region früher Unterdrückung durch den Staat erlitten hatten, ergänzte die Unternehmerin. „Aber das ist mittlerweile Vergangenheit und es gibt keine Unterdrückung des kurdischen Volkes durch den Staat mehr. Es sind die jüngsten Anschläge, die die friedliche Atmosphäre in der Region zerstört haben.
Davor konnten wir zu jeder Tages- und Nachtzeit problemlos die Häuser verlassen, die Geschäfte boomten. Jetzt aber bleiben die Menschen aus Angst in ihren eigenen vier Wänden. Es kann aber keine Geschäfte geben, wenn die Händler und Dienstleister ihre Läden nicht öffnen können.“ Die Menschen in der Region sagten gegenüber dem Terror „Edi Bese“ („Es reicht!“), erklärt Yaman. Auch Mahmut Dündar von der prominenten Dündar-Familie in Mardin äußerte sein Bedauern über den Schaden, den die Anschläge der PKK für die Region mit sich brächten. „Die Menschen sind sehr unruhig und ängstlich, aber sie haben ihre Hoffnung auf Frieden nicht verloren“, so Dündar gegenüber Daily Sabah. „Die Anschläge der PKK haben der Wirtschaft massiv geschadet, die Exporte sind um 30 bis 40 Prozent gefallen.“
Abdurrahman Kahraman von der ebenfalls in Mardin bedeutsamen Kahraman-Familie, warf der PKK vor, den Friedensprozess ausgebeutet und bereits während des Laufens der Verhandlungen ein Klima der Angst innerhalb der Bevölkerung erzeugt zu haben. Der Prozess müsse weitergeführt werden, aber ohne die PKK. „In den jüngsten Tagen haben viele aus Angst oberflächlich ihre Unterstützung der PKK zum Ausdruck gebracht“, erklärte Kahraman. „Jetzt wollen sie aber, dass der Staat die Ordnung in der Region wiederherstellt. Diese Ordnung wird auch die Unterstützung der Menschen für den Staat wiederherstellen, da sie sich nicht auf die Seite der PKK stellen wollen.“
- Türkei: 10.000 neue kurdische Dorfschützer gegen PKK
- Remzi Aru: „Die PKK beherrscht die deutschen Medien nach Belieben“
- Türkei: Drei Ex-Terroristen gelingt die Flucht aus der PKK
- PKK verbietet kurdischen TV-Sender „Rudaw“
- Kurdenführer Barzani: „Die PKK soll den Nordirak verlassen“