Berlin (dts) – Der Terrorismusexperte der Stiftung Wissenschaft und Politik, Guido Steinberg, rechnet mit einem weiteren Anstieg der Zahl junger Frauen, die mit islamistischen Motiven nach Syrien und in den Irak ausreisen und hat eine Vernachlässigung dieser Entwicklung beklagt. „Ich würde davon ausgehen, dass der Frauenanteil unter denen, die jetzt ausreisen, viel höher ist als zehn oder 15 Prozent“, sagte er der „Mitteldeutschen Zeitung“ (Donnerstagausgabe). „Und ihre Rolle wird häufig unterschätzt.“
Generell lasse sich „immer wieder feststellen, dass totalitäre Ideologien auch für Frauen attraktiv sind – etwa der Kommunismus oder der Nationalsozialismus. Ich sehe nicht, warum der Dschihadismus nicht genau so attraktiv sein sollte.“ Steinberg fügte hinzu, in den Hoheitsgebieten des IS gebe es „heute einen Quasi-Staat und ein funktionierendes Gemeinwesen, in dem Frauen auch eine Rolle spielen können“. Dies gelte bei der Verbreitung der Ideologie oder bei der Finanzierung; das sei anfangs anders gewesen. Zuvor hatte der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, erklärt, dass der Anteil der jungen Frauen von 70 an 680 deutschen Ausreisern auf 100 von nun 700 Ausreisern gestiegen sei. Darunter sind über 50 Prozent jünger als 25 Jahre und zirka 15 Prozent minderjährig.