Gjakova (nex) – Unter dem Motto „Gjakova vergisst nicht – Gjakova will Gerechtigkeit“ protestierten auch in diesem Jahr Hunderte Kosovaren in der südwestkosovarischen Stadt Gjakova vor der orthodoxen Kirche gegen den Besuch von Pilgern aus Serbien. Am heutigen Sonntag beginnt das orthodoxe Weihnachtsfest.
„Auch in diesem Jahr werden wir friedlich protestieren. Unsere Teilnahme beweist, dass Gjakova nicht vergessen hat. Unsere Teilnahme beweist, dass Gjakova Gerechtigkeit verlangt für alle Verbrechen des serbischen Regimes, die überall im Kosovo stattgefunden haben“, so die Organisatoren gegenüber kosovarischen Medien.
Man habe kein Problem mit dem Glauben der Pilger aus Serbien oder ihrem Recht auf eine Pilgerreise nach Gjakova, sondern mit einigen Teilnehmern, die während des Krieges Verbrechen gegen Zivilisten verübt hätten. Man kenne die Namen und Nachnamen der mutmaßlichen Täter. Hierzu wurden bei der heutigen Demonstration in Gjakova auch Plakate mit Namen der mutmaßlichen Kriegsverbrecher hochgehalten.
Die Demonstranten fordern Belgrad auf, die mutmaßlichen Täter vor ein Gericht zu stellen. Während des Kosovo-Krieges wurden über eine Million Albaner aus dem Land vertrieben und mehr als 10.000 Menschen getötet. Hinzu kommen mehr als 5.600 Vermisste. Die Demonstranten in Gjakova hielten heute auch Fotos einiger der Vermissten hoch.
„Wir sehen, dass weder diese Fälle untersucht, noch die Verbrecher vor ein Gericht gestellt und verurteilt werden. Es kommt einer Provokation gleich, wenn sie die Stadt besuchen, die sie in Schutt und Asche gelegt und mit Blut an den Händen verlassen haben. Das institutionelle Schweigen dazu streut weiter Salz in unsere Wunden. Unter diesen Umständen gibt es keinen anderen Weg als den Bürgerprotest“, so die Organisatoren weiter.
„Wir sind nicht gegen das religiöse Fest der Serben“, so
Kasim Qerkezi, ein Teilnehmer, der während des Krieges fünf Familienmitglieder verloren habe, darunter seinen 18-jährigen Sohn. Er protestiere, weil es noch immer so viele Vermisste gebe und die Täter frei herumliefen. Vier seiner getöteten Familienmitglieder seien noch nicht gefunden worden.
Pilgerreisen abgesagt
Der Berater des Kosovo-Außenministers, Jetlir Zyberaj, erklärte, heute werde in keiner Stadt im Kosovo eine Pilgerfahrt stattfinden.
„Unser Staat garantiert jedem Bürger Rechte, wenn er darum bittet. Wir verstehen aber auch die Sorgen der Mütter und Bürger von Gjakova, und wir garantieren ihnen, dass bei den Pilgern keine Kriminellen dabei sein werden. Ihr Ort wird das Gefängnis sein“, schrieb Zyberaj auf Facebook.
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