Osnabrück. Die Historikerin und Königshausforscherin Barbara Stollberg-Rilinger zweifelt daran, dass die Monarchie in Großbritannien nach dem Tod von Elizabeth II. noch längere Zeit besteht.
In einem Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ) sagte die Professorin für die Geschichte der Frühen Neuzeit: „Charles hat nicht die Qualitäten seiner Mutter.“ Zudem verkörperten seine Söhne die Institution der Monarchie nicht mehr im klassischen Sinne.
„Die Prinzen und ihre Frauen inszenieren sich nicht wesentlich anders als andere Prominente. Vor allem Harry und Meghan unterscheiden sich in ihrer kommerziellen PR kaum von anderen ‚Influencern'“, sagte Stollberg-Rilinger der NOZ. Theoretisch könnten sie auch Fußballstars sein – „nur dass sie nicht etwas außerordentlich gut können“.
Es finde daher eine beträchtliche Nivellierung statt. Hinzu kämen historische Lasten. „Ich würde mich nicht wundern, wenn die veränderte Sicht auf Kolonialismus und Imperialismus dazu führte, dass die Briten ihre Monarchie in der näheren Zukunft abschaffen“, sagte die Historikerin, die als Rektorin des Wissenschaftskollegs zu Berlin tätig ist, der NOZ.
Mit Blick auf das Begräbnis der Königin an diesem Montag sagte Stollberg-Rilinger, ein solches Ritual habe auch die Funktion, den Nachfolger symbolisch zu legitimieren. „Ein Monarch wird verabschiedet, aber ein neuer sogleich begrüßt. Die individuellen Personen wechseln, aber die Institution der Monarchie bleibt bestehen.
Ob das in diesem Fall gelingt, daran kann man allerdings zweifeln“, betonte die Professorin, deren Biografie über „Maria Theresia“ den Preis der Leipziger Buchmesse gewann. Aktuell hat Stollberg-Rilinger gemeinsam mit einem Kollegen das Buch „Tyrannen. Eine Geschichte von Caligula bis Putin“ herausgegeben. Es erschien am 15. September.