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Griechenland
Dr. Sadık Ahmet – der furchtlose Menschrechtsaktivist

Heute vor genau 27 Jahren, am 24. Juli 1995, starb Dr. Sadık Ahmet, der Menschenrechtsaktivist, Politiker und Chirurg aus Gümülcine/Komotini.

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von Kemal Bölge

Heute vor genau 27 Jahren, am 24. Juli 1995, starb Dr. Sadık Ahmet, der Menschenrechtsaktivist, Politiker und Chirurg aus Gümülcine/Komotini.

Er wurde am 7. Januar 1947 im Dorf Küçük Sirkeli (Ağra) bei Gümülcine in Nordostgriechenland geboren. Sein Vater gab ihm den Namen seines Vaters, der in der Ortschaft eine Mühle besaß und den Spitznamen „Müller“ (Değirmenci) trug. Ahmets Vater erzielte sein Einkommen über einen landwirtschaftlichen Betrieb und der Reparatur von Pferdewagenreifen. Nach der Grundschule besuchte Ahmet die Celal-Bayar-Gesamtschule, wo er auch seine Allgemeine Hochschulreife (Abitur) erlangte.

Türkische Identität wird nicht anerkannt

An den Universitäten von Ankara und Thessaloniki studierte er Medizin, dass er 1974 erfolgreich abschloss und war ab 1984 als Chirurg tätig. Neben seinem Beruf als Arzt widmete sich Ahmet den gesellschaftlichen Problemen der türkischen Minderheit im nordöstlichen Teil Griechenlands.

Ein wesentliches Merkmal dieser Problematik besteht darin, dass Athen sich weigert, die Ethnizität der Türken anzuerkennen und stattdessen den Begriff „griechische Muslime“ verwendet, obwohl diese Menschen sich als Türken muslimischen Glaubens betrachten.

In einer Unterschriftenaktion machte der charismatische Menschenrechtsanwalt und Politiker 1985 auf die Probleme der türkischen Minderheit aufmerksam, bei dem er schätzungsweise 15.000 Unterschriften sammelte. Für seinen unermüdlichen Einsatz der Grundrechte der türkischen Minderheit wurde er vor Gericht angeklagt und später zu 30 Monaten Gefängnis verurteilt.

Bei den griechischen Parlamentswahlen von 1989 wurde Ahmet als erster unabhängiger Abgeordneter der türkisch-muslimischen Minderheit ins Athener Parlament gewählt. Seine Wahl wurde jedoch später annulliert. Wegen einer Rede am 26. Januar 1990, wurde er wegen der Verwendung des Begriffs „Türken“ für die Minderheit in Westthrakien zu einer mehrmonatigen Freiheitsstrafe verurteilt.

Dr. Sadık Ahmet: „Nur weil ich Türke bin, muss ich ins Gefängnis“

Vor Haftantritt erklärte Ahmet damals: „Nur weil ich Türke bin, muss ich ins Gefängnis. Wenn es strafbar ist, Türke zu sein, sage ich noch einmal, dass ich Türke bin und es auch bleiben werde.“

Der Anwalt für die Rechte und Freiheiten der türkischen Minderheit in Westthrakien

Durch eine Gesetzesänderung des Wahlrechts, wurde 1993 eine Drei-Prozent-Hürde für das griechische Parlament beschlossen, damit unter anderem unabhängige Kandidaten wie Sadık Ahmet nicht ins Parlament einziehen konnten. Zu seinen Charaktereigenschaften gehörte zweifellos seine Furchtlosigkeit.

Er setzte sich für die Rechte der türkischen Minderheit ein. Weil er sich unermüdlich für den Türkischunterricht für die Schülerinnen und Schüler der türkischen Minderheit einsetzte, die Identitäts- und Religionsfreiheit verteidigte, wurde Ahmet für die damalige griechische Regierung zu unbequem. Bei einem rätselhaften Verkehrsunfall im Dorf Susurköy/Sostis am 24. Juli 1995, der nie vollständig aufgeklärt werden konnte, kam Dr. Sadık Ahmet ums Leben.

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