Ankara – Die türkische Lira hat am Dienstag weiter an Wert verloren und sank am Morgen gegenüber dem Dollar und dem Euro auf neue Rekordtiefstände.
Die türkische Lira rutschte am Dienstag gegenüber dem Dollar auf über 16 ab und verzeichnete damit in diesem Jahr Verluste von 18 Prozent. Der Euro wurde mit 17,04 gehandelt – der niedrigste Stand seit dem 16. Dezember vergangenen Jahres. Dies sei Beobachtern zufolge vor allem auf die Besorgnis über die türkische Wirtschaft angesichts der steigenden Inflation und eines klaffenden Leistungsbilanzdefizits zurückzuführen. Bankern zufolge sei die Gefahr einer weiteren Abwertung groß, wenn es mittel- bis langfristig keine neuen Devisenzuflüsse zur Stützung der Lira gibt.
Die Verbraucherpreise stiegen im April um 70 Prozent im Jahresvergleich und lagen damit deutlich über dem von der Bank festgelegten Satz von 14 Prozent. Der Krieg in der Ukraine begann im März Druck auf die Lira auszuüben, als die westlichen Sanktionen gegen Russland die Energiepreise in die Höhe schießen ließen und die ohnehin schon hohe Importrechnung der Türkei weiter steigen ließen. Die jüngsten Erwartungen einer weltweiten Rezession haben den Rückgang der Lira in den letzten Wochen noch verstärkt.
Jakob Christensen, Chefanalyst der Danske Bank, betonte gegenüber Reuters, dass die türkische Wirtschaft aufgrund der strafferen US-Geldpolitik und der steigenden Lebensmittel- und Ölpreise mit am stärksten betroffen sei.
„All diese Faktoren belasten die Türkei“, so Christensen.
Laut der türkischen Regierung wird die Inflation im Rahmen ihres neuen Wirtschaftsprogramms, das auf niedrige Zinssätze setzt, um die Produktion und den Export anzukurbeln und einen Leistungsbilanzüberschuss zu erzielen, zurückgehen.
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