Gargara/Simandra – Mit einer religiösen Zeremonie wurden am 8. Dezember im Stadtfriedhof von Gargara (Kreis Thessaloniki) die Gebeine von 201 muslimischen Türken aus osmanischer Zeit umgebettet.
Unter der Leitung des Imams der islamischen Moschee in Athen, Zaki Sidi Mohammed, wurden die Toten nach den Riten der islamischen Religion (Nakli Kubur) beigesetzt. An der Umbettung nahmen neben dem türkischen Generalkonsul in Thessaloniki, Efe Ceylan, auch der Leiter für internationale Beziehungen im griechischen Außenministerium für Thessaloniki, Ioannis Vikelidis sowie seine Stellvertreterin Katerina Tsampikidou, teil. Anwesend waren auch die diplomatischen Vertreter anderer Staaten.
„Im Rahmen des gebührenden Respekts, den #Griechenland den Verstorbenen ungeachtet ihrer Religion oder Herkunft stets zollt, fand heute in Simantra, Chalkidiki, eine Umbettung der menschlichen Überreste von 201 ehemaligen Bewohnern muslimischen Glaubens aus dem Dorf Karkara statt“, twitterte das griechische Außenministerium.
In the context of due respect that #Greece always pays to the deceased, regardless of religion or origin, a reburial of human remains belonging to 201 former residents of Muslim faith of Karkara village, took place today in Simantra, Halkidiki (1/2) https://t.co/O0HnBhncAH
— Υπουργείο Εξωτερικών (@GreeceMFA) December 8, 2021
Anfang des Jahres stießen bei Bauarbeiten zu einer Turnhalle die Arbeiter auf die muslimischen Grabstätte, in dem die Gebeine von 201 Toten lagen. Die Gebeine der Toten wurden von den griechischen Behörden fotografiert, dokumentiert und vom
Baugelände abtransportiert.
Der Fall sorgte für diplomatische Verstimmungen zwischen Athen und Ankara. Nach Bekanntwerden des Vorfalls bestellte das türkische Außenministerium den Botschafter
Griechenlands in Ankara ein, um das Missfallen der türkischen Regierung zum Ausdruck zu bringen. Diese Vorgehensweise wurde am 18. Februar 2021 unter anderem vom Journalisten und Herausgeber der Zeitung Birlik, Ilhan Tahsin, in einem Artikel scharf kritisiert, weil dabei ohne das nötige Feingefühl vorgegangen und auf die religiösen Riten der islamischen Religion keine Rücksicht genommen worden sei.
Das Stadtparlament von Nea Propontida (Νέα Προποντίδα) hatte 2021 in einer Sitzung mit einem einstimmigen Votum die erneute Umbettung der aus osmanischer Zeit stammenden muslimischen Gräber beschlossen.
Zum Thema der muslimischen Grabstätten erklärte die Historikerin Dr. Neval Konuk Halaçoğlu von der Marmara Universität in Istanbul auf Anfrage, dass sie von 2009-2010 bei Forschungsarbeiten in dieser Region auf osmanische Grabstätten gestoßen sei und dazu eine Gedenkstätte mit einer religiösen Zeremonie vorgeschlagen habe.
In dem ehemaligen osmanischen 500-Seelen-Dorf lebten nach Angaben der Universitätsdozentin einst 167 türkische Familien, die aus Fethiye, Gemlik (Bursa), Içel und Istanbul auswanderten, um sich in der landschaftlich reizvollen und fruchtbaren Region der Chalkidike Halbinsel anzusiedeln.
Kaan Aydin/Athen
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