Der nordrhein-westfälische Flüchtlingsminister Joachim Stamp (FDP) drängt vor dem Hintergrund des Bundeswehrabzugs aus Afghanistan auf eine unbürokratische Aufnahme von Ortskräften.
„Es wäre eine menschliche Schande, wenn auch nur eine Ortskraft, die uns in Afghanistan unterstützt hat, durch starrsinnige Regelungen der Rache der Taliban zum Opfer fallen würde“, sagte Stamp der in Essen erscheinenden Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung. Er fordere die Bundesregierung auf, entsprechend zu handeln. „Die individuellen Schicksale derer, die uns gegen den Terror unterstützt haben, dürfen uns nicht egal sein.“
Aktuell baut die Bundesregierung für die Ortskräfte in Afghanistan vergleichsweise hohe Hürden auf. Sie dürfen nur einen Antrag auf Aufnahme stellen, wenn sie in den zwei Jahren zuvor beispielsweise für die Bundeswehr oder die Polizei gearbeitet haben, müssen ihre Gefährdung individuell nachweisen und die Ausreise nach Deutschland selbst organisieren.
Laut dem designierten Regionalvorstand West des Bundes Deutscher Einsatzveteranen (BDV) sind in Afghanistan 10.000 bis 20.000 Menschen gefährdet, die für Deutschland gearbeitet hatten oder die Angehörige von Ortskräften sind. „Ich sehe nicht die unkomplizierte Hilfe, die unsere Verteidigungsministerin versprochen hat“, sagte Oberstabsfeldwebel a.D. Andreas Eggert der NRZ.
Eggert war selbst auf sieben Einsätzen in Afghanistan und hat dort für den Militärischen Abschirmdienst (MAD) gearbeitet. Manche der Einheimischen seien Seite an Seite mit der Bundeswehr in Kampfeinsätze gegangen, teilweise sogar in deutscher Uniform, und hätten ihr Leben riskiert. Jetzt würden sie im Stich gelassen. „Es werden viele Leute getötet werden. Das macht mir Angst“, so Eggert.