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Neue Tinnitus-Therapie: Wirksamkeit bei mehr als 80 Prozent der Betroffenen

Eine neuartige Therapie hat die Beschwerden von mehr als 86 Prozent von 326 Tinnitus-Patienten nach nur zwölf Wochen gelindert. Bei mehr als 80 Prozent der Probanden hat die statistisch und klinisch relevante Besserung ein Jahr nach der Behandlung angehalten.

(Symbolfoto: pixa)
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Veröffentlichung in „Science Translational Medicine“

Eine neuartige Therapie hat die Beschwerden von mehr als 86 Prozent von 326 Tinnitus-Patienten nach nur zwölf Wochen gelindert. Bei mehr als 80 Prozent der Probanden hat die statistisch und klinisch relevante Besserung ein Jahr nach der Behandlung angehalten.

Dies zeigt eine Studie, die jetzt unter dem Titel „Bimodal neuromodulation combining sound and tongue stimulation reduces tinnitus symptoms in a large randomized clinical study“ in der Fachzeitschrift „Science Translational Medicine“ erschienen ist. Die klinische Studie dauerte von 2016 bis 2019. Sie ist die größte und am längsten nachverfolgte klinische Studie, die jemals zu Tinnitus veröffentlicht wurde.

Durchgeführt wurde sie in der Wellcome Trust-HRB Clinical Research Facility, St. James’s Hospital, Dublin (Irland) und im Tinnituszentrum der Universität Regensburg. An beiden Standorten zeigten sich übereinstimmende therapeutische Ergebnisse. Es traten im Verlauf der Studie keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse (SAE) auf.

Die untersuchte Therapie basiert auf dem Ansatz der bimodalen Neuromodulation. Dabei kommt das nicht-invasive Stimulationsgerät der Firma Neuromod zum Einsatz, welches gleichzeitig das Gehör auf akustische und die Zunge auf elektrische Weise stimuliert: Kabellose Kopfhörer senden Sequenzen von mit Breitbandrauschen überlagerten Tönen an beide Ohren.

Gleichzeitig gibt ein weiteres Gerät sanfte elektrische Impulse über 32 Elektroden an die Zungenspitze ab. Zeittakt, Intensität und Abgabe der Reize werden über ein kleines Steuergerät im Handyformat geregelt. Vor der ersten Behandlung wird das Gerät jeweils für das Hörprofil des Benutzers konfiguriert und die Zungenstimulierung an die Empfindlichkeit des Patienten angepasst.

Die gleichzeitige Stimulation des Gehörs und der Zunge aktiviert die Neuroplastizität des Gehirns. Erfolgt dies regelmäßig über einen längeren Zeitraum, gehen die Wahrnehmung des Tinnitus‘ und die damit verbundene Beeinträchtigung des Patienten zurück.

Für die Studie wurden die Teilnehmer angewiesen, das Gerät selbstständig zwölf Wochen lang täglich 60 Minuten zu benutzen. 83,7 Prozent der 326 Probanden benutzten das Gerät über den zwölfwöchigen Behandlungszeitraum hinweg auf der Therapie-Treuestufe von mindestens 36 Stunden. 77,8 Prozent der Teilnehmer sagten, sie würden die Therapie anderen Menschen mit Tinnitus weiterempfehlen. Bei 80,1 Prozent der therapietreuen Teilnehmer zeigte sich bei einer Nachuntersuchung nach 12 Monaten eine anhaltende Linderung der Tinnitussymptome.

Die Studienteilnehmer wurden nach einer vorgegebenen Liste von Einschluss- bzw. Ausschlusskriterien ausgewählt. Dies sollte sicherstellen, dass die Studie eine breite Palette der Tinnituspopulation erfasst. Weitere Informationen über die Kriterien finden sich unter https://www.clinicaltrials.gov/ , ID-Nummer NCT02669069.

Hersteller des Therapiegeräts ist der irische Medizingeräteanbieter „Neuromod Devices Limited“ (Neuromod). Es ist unter dem Markennamen Lenire® bei qualifizierten Partnerbetrieben von Neuromod erhältlich. Weitere Einzelheiten zu Lenire®, einschließlich einer Liste von Fachhändlern, nennt die Website www.lenire.com.

Tinnitus ist eine häufige Hörfunktionsstörung, für die bisher kein Behandlungsstandard existiert. Etwa 10 bis 15 Prozent der Weltbevölkerung leiden darunter. Mindestens für einen von 100 Menschen bedeutet das unaufhörliche Geräusch, das häufig als Brumm- oder Pfeifton in den Ohren beschrieben wird, eine schwere Beeinträchtigung der Lebensqualität.