Start Politik Ausland Offener Brief Publizist fordert Claudia Roth zur Unterstützung „kurdischer Mütter“ auf

Offener Brief
Publizist fordert Claudia Roth zur Unterstützung „kurdischer Mütter“ auf

Der Publizist und freie Journalist M. Teyfik Oezcan hat an die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Claudia Roth, einen offenen Brief geschrieben, in dem er sie auffordert, die kurdischen Mütter in der Türkei, die seit Monaten gegen die Terrororganisation PKK demonstrieren, zu unterstützen.

Sängerin Güben Ergen (l) mit einer trauernden kurdischen Mutter. (Foto: BIK)
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Der Publizist und freie Journalist M. Teyfik Oezcan hat an die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Claudia Roth, einen offenen Brief geschrieben, in dem er sie auffordert, die kurdischen Mütter in der Türkei, die seit Monaten gegen die Terrororganisation PKK demonstrieren, zu unterstützen.

Hier der Brief im Wortlaut:

Sehr geehrte Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Frau Roth, mein Name ist Teyfik Oezcan und ich betätige mich in meiner Freizeit als Journalist und Menschenrechtsaktivist. In dieser Eigenschaft hatten wir vor einigen Jahren eine gepflegte Konversation in der CIP Lounge von Turkish Airlines am Flughafen Sabiha Gökcen in Istanbul geführt. Ich war der adrett gekleidete, schlanke Mann, der Sie damals angesprochen hatte.

Ich habe Sie seinerzeit gefragt, was Sie davon halten, dass die PKK in der Türkei Attentate verübt und dabei viele unschuldige Menschen einen grausamen Tod finden bzw. sie ihr Leben lang davon gezeichnet sind. Sie antworteten sinngemäß, dass Sie diese Anschläge verurteilen würden. Daraufhin habe ich erwidert, dass man aus den Medien aber keine Beileidsbekundungen oder eine Verurteilung der in Deutschland verbotenen Terrororganisation PKK von Ihnen entnehmen konnte und dadurch der Eindruck erweckt wird, dass Sie diese menschenverachtenden Aktionen zumindest tolerieren. Da mein Flug anstand, konnten wir leider diese angeregte Diskussion nicht zu Ende führen.

Mittlerweile sind einige Jahre vergangen und Ihr Einsatz für den politischen Arm der PKK hat sich bis dato nicht verändert. Ihr Sorgenkind, Herr Selahattin Demirtas und auch andere hochrangige Politiker der HDP, haben aus ihrer Kooperation mit der PKK in der Vergangenheit keinen Hehl gemacht. Ferner lobpreisen sie öffentlich die PKK und postulieren sinngemäß: “Wir ziehen unsere Lebenskraft aus der PKK“.

Bei Ihren öffentlichen Statements räumen Sie regelmäßig den Menschenrechten, Frauenrechten und Kinderrechten höchste Priorität ein und nehmen es bewusst in Kauf, dass Sie dabei an Glaubwürdigkeit und Integrität verlieren, weil die PKK in einigen Gebieten in der Türkei der kurdischsprachigen Bevölkerung Angst und Schrecken einjagt, ihre Kinder und heranwachsenden Frauen entführt und sie als Kanonenfutter gegen das türkische Militär einsetzt.

Die Mütter der entführten Geiseln protestieren seit vielen Monaten vor dem Hauptsitz der HDP in Diyarbakir und neuerdings auch in Berlin, die Sie bisher nicht aufgesucht und Ihre Solidarität mit den kurdischen Müttern bekundet haben. Wo bleiben die Menschenrechte, die Kinderrechte, die Frauenrechte, die sie immer verteidigen. Haben diese Menschen kein Recht in Freiheit und Frieden zu leben? Als ein paar Bäume im Gezi Park gefällt werden sollten, standen Sie an vorderster Front der Aktivisten. Wo bleibt jetzt Ihr Engagement für die Menschenrechte?

Falls Sie ein ernsthaftes Interesse daran haben, dass Frieden in der Türkei einkehren sollte, nutzen Sie Ihre Kontakte, tragen Sie dazu bei, dass die PKK die Waffen niederlegt und die kurdische Bevölkerung von diesem Terror befreit wird. Türken und Kurden sind ein Volk und werden es auch immer bleiben. Sorgen Sie mit dafür, dass die Waffen ruhen, die Menschen in Frieden sowie in Wohlstand leben können und ich verspreche Ihnen, dass ich mich persönlich beim Präsidenten der Türkei dafür einsetzen werde, damit Sie mit dem höchsten türkischen Orden ausgezeichnet werden. Und denken sie bitte noch daran, bei einem umfassenden Friedensvertrag werden die inhaftierten Journalisten, die wegen der Unterstützung von Terrorismus verurteilt oder angeklagt sind, wieder ihre Freiheit erlangen können. Also entweder weiterhin Wasser predigen und Wein trinken oder als erfolgreiche Menschenrechtsaktivistin in die Geschichte eingehen!

M. Teyfik Oezcan, Freier Journalist


Dieser Kommentar gibt die Meinung des Autors wieder und stellt nicht zwingenderweise den Standpunkt von nex24 dar.


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